Im Golf von Oman sind zwei Tanker nach einem Angriff in Brand geraten. Die iranische Nachrichtenagentur IRNA meldete, ein iranisches Schiff habe 44 Seeleute der beiden beschädigten Öltanker aufgenommen. Sie seien in einen Hafen des Irans gebracht worden.
Die US-Marine in der Region erklärte, sie habe zwei getrennte Notrufe erhalten und sei mit eigenen Schiffen zu einem Hilfseinsatz vor Ort. Die Hamburger Reedereigruppe Bernhard Schulte Shipmanagement teilte am Donnerstag in Singapur mit, ihr Tanker "Kokuka Courageous" sei bei einem mutmaßlichen Angriff beschädigt worden. Das Schiff sei evakuiert worden, eines der Besatzungsmitglieder sei leicht verletzt worden, erklärte ein Sprecher.
Hintergründe sind weiter unklar
Die norwegische Seefahrtsbehörde hat den Angriff auf den Öltanker "Front Altair" bestätigt. Das unter der Flagge der Marshallinseln fahrende Schiff sei am frühen Morgen zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Iran attackiert worden, teilte die Behörde am Donnerstag mit. Es sei von drei Explosionen an Bord berichtet worden, das Schiff brenne. Der Tanker sei vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emiraten von einem Torpedo getroffen, berichtete die Schifffahrtszeitung "Tradewinds" unter Berufung auf Branchenkreise. Laut einem anderen Insider könnte das Schiff auch von einer Seemine getroffen worden sein. Die Crewmitglieder seien nicht zu Schaden gekommen. Die Hintergründe seien unklar, man rate norwegischen Schiffen aber, bis auf Weiteres Abstand zu iranischen Fahrwassern zu halten.
Auch die omanische Küstenwache erklärte der norwegischen Zeitung "Dagbladet", es habe einen Angriff gegeben. Es sei zu einer Explosion an Bord des norwegischen Schiffes gekommen, sagte ein Küstenwachesprecher der Zeitung. Demnach geschah der Vorfall in iranischen Gewässern. Deshalb stehe man in Kontakt mit den iranischen Behörden, wurde der Sprecher vom "Dagbladet" zitiert.
Beim zweiten Tanker handelte es um einen mit Methanol beladenen Frachter namens "Kokuka Courageous". Die deutsche Reederei Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) in Singapur hatte bereits einen "Sicherheitszwischenfall" bestätigt. Das Schiff wurde beschädigt. Nach Angaben der Reederei bestand keine Gefahr, dass das Schiff sinkt. Die Ladung sei "intakt". Der Schaden sei auf der Steuerbordseite im hinteren Teil des Frachters, sagte der Sprecher. Die 21 Seeleute seien alle mit einem Rettungsboot auf ein anderes Schiff gebracht worden, die "Coastal Ace". Der leicht verletzte Seemann habe dort Erste Hilfe bekommen. Bei den Seeleuten handle es sich ausnahmslos um Filipinos. Deutsche seien keine an Bord gewesen, sagte der Sprecher.
Der Zwischenfall ereignete sich diesen Angaben zufolge in etwa 70 Seemeilen Entfernung vom arabischen Emirat Fujairah und etwa 14 Seemeilen entfernt von der iranischen Küste. Die BSM gehört zur Hamburger Reederei Schulte Group.
Russland hat nach den Zwischenfällen mit zwei Tankschiffen im Golf von Oman davor gewarnt, dem Iran die Verantwortung für den Vorfall zu geben. "Wir beobachten in letzter Zeit eine sich verstärkende Kampagne des politisch-psychologischen und militärischen Drucks auf den Iran", sagte der russische Vize-Außenminister Sergej Rjabkow der Agentur Interfax zufolge am Donnerstag. Moskau warnte davor, voreilige Schlüsse zu ziehen und die Spannungen in der Region weiter anzuheizen.
US-Präsident Donald Trump hat sich am Donnerstag über die Situation unterrichten lassen. Das gab seine Sprecherin Sarah Sanders in Washington bekannt. Die US-Regierung stelle Hilfe bereit und werde die Situation weiter prüfen, sagte Sanders. Die US-Marine hatte zuvor bereits bekanntgegeben, dass bei ihren regionalen Kräften zwei Notrufe eingegangen seien und dass Berichte über mögliche Angriffe auf Schiffe vorlägen. Nach US-Medienberichten befindet sich mindestens ein US-Aufklärungsflugzeug in der Region.
Irans Außenminister wittert Verschwörung
Der iranische Außenminister Javad Zarif äußerte sich auf Twitter zu den Angriffen. Er scheint eine Verschwörung zu wittern, da einer der beiden Tanker, Kokuka Courageous, einer japanischen Firma gehört. Zu den Angriffen kam es genau während eines Treffens zwischen Japans Premierminister Shinzo Abe und Irans "Obersten Führer" Ayatollah Ali Khamenei. Zarif geht wohl davon aus, dass das Treffen durch die Attacken gestört werden sollte: "Misstrauen ist ein zu schwaches Wort, um zu beschreiben, was heute früh möglicherweise vorgefallen ist", schrieb der Außenminister sinngemäß auf Twitter.
Khamenei hat Verhandlungen mit den USA im Atomstreit kategorisch ausgeschlossen: "(US-Präsident Donald) Trump ist einer Botschaft oder einer Antwort nicht würdig", sagte der Ayatollah bei einem Treffen mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe am Donnerstag in Teheran.