Die tropische Zeckenart Hyalomma ist auf dem Weg, in unserem Nachbarland sesshaft zu werden. Wie die deutsche Universität Hohenheim in Stuttgart am Dienstag berichtete, wurden in den vergangenen Tagen sechs neue Funde gemeldet. Die Experten der Uni und jene des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr seien sich sicher, dass die Tiere im Land überwintert hätten. Die Zeckenart kann das lebensbedrohliche Krim-Kongo-Fieber-Virus übertragen.
Fünf Zecken wurden in einem Pferdehof in Nordrhein-Westfalen entdeckt, eine Zecke auf einem Tier in Niedersachsen. "Beide Funde sind in den letzten Tagen erfolgt, also praktisch zeitgleich", erklärt Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr. „Wir gehen deshalb davon aus, dass die drei heißen Tage dafür verantwortlich waren, dass die wärmeliebenden Hyalomma-Zecken jetzt ziemlich gleichzeitig an unterschiedlichen Orten aktiv wurden."
Von Zugvögeln eingeschleppt
Im vorigen Jahr ging man davon aus, dass die Zecken von Zugvögeln eingeschleppt wurden. Heuer wäre das nicht möglich gewesen, denn die Exemplare seien relativ früh im Jahr gefunden worden. Zu diesem Zeitpunkt - berechnet an dem Entwicklungsstadium - seien die Vögel noch gar nicht aus dem Süden zurückgekehrt, heißt es.
Noch bestehe, aber Hoffnung, dass die tropische Zeckenart nicht heimisch würde. Dafür sei es nämlich nötig, dass sich Männchen und Weibchen finden, was bei einer geringen Population schwierig sei.
Auch in Österreich
In Österreich ist bereits im Vorjahr erstmals ein geschlechtsreifer Parasit gefunden - und zwar auf einem Pferdehof in Melk. Der suptropische Blutsauger hatte laut kein Krim-Kongo-Fieber im Reisegepäck dafür, laut einer gemeinsamen Analyse der Vetmeduni Wien, der AGES und der Meduni Vienna, aber die für Menschen ebenso relevante Bakterienart "Rickettsia aeschlimannii" im Gepäck.
Die überdurchschnittlich warmen und trockenen Bedingungen im vergangenen Sommer und der ebenfalls sehr warme Herbst hatten dazu geführt, dass sich die vollgesogenen Nymphen selbst in sonst ungeeigneten Gegenden zu adulten Zecken entwickeln konnten. Die Zahl sei aber auch in Österreich vermutlich zu gering, um sich fix zu etablieren, so Georg Duscher vom Institut für Parasitologie der Vetmeduni Vienna. Der Nachweis auch weniger adulter Zecken würde jedenfalls ein Gefahrenpotential bedeuten.