Die Tiroler Bergsteiger und Kletterer David Lama (28) und Hansjörg Auer (35) sowie ihr US-Kollege Jess Roskelley sind offenbar am Dienstag bei einem Lawinenabgang im Banff-Nationalpark in den kanadischen Rocky Mountains ums Leben gekommen. "Angesichts der Erkundungen vor Ort muss man davon ausgehen, dass alle drei Mitglieder der Gruppe tot sind", erklärte die Nationalparkverwaltung.
Eltern posten Nachruf
"David lebte für die Berge und seine Leidenschaft für das Klettern und Bergsteigen hat uns als Familie geprägt und begleitet. Er folgte stets seinem Weg und lebte seinen Traum. Das nun Geschehene werden wir als Teil davon akzeptieren.
Wir bedanken uns für die zahlreichen positiven Worte und Gedanken von nah und fern, und bitten um Verständnis, dass es keine weitere Stellungnahme von uns geben wird.
Die Familien von Hansjörg und Jess schließen wir in unsere Gedanken ein", schrieben Claudia und Rinzi Lama, Davids Eltern, am Freitagnachmittag auf seiner Homepage.
Bergung derzeit nicht möglich
Seitens des Außenministeriums gab es Freitagvormittag noch keine offizielle Bestätigung für den Tod der beiden Tiroler. Zunächst müsse eine Bestätigung der kanadischen Behörden vorliegen, sagte Außenministeriumssprecherin Maria Holzmann der APA. Ihren Informationen zufolge war eine Bergung aufgrund der nach wie vor großen Lawinengefahr bis Freitag zunächst nicht möglich. Gegenüber der Kleinen Zeitung sagte Außenministeriumssprecher Peter Guschelbauer nach anderslautenden Medienmeldungen: "Sie gelten als vermisst, das können wir bestätigen. Wir sind über unsere Botschaft in Ottawa mit den kanadischen Behörden in Kontakt, stehen auch mit der Familie in Kontakt."
Red Bull, Sponsor von David Lama, geht davon aus, dass die Suche nach den Vermissten fortgesetzt wird: "Unser Freund David Lama - der Sportkletterer und Bergsteiger aus Innsbruck - und seine Kletterpartner Hans Jörg Auer und Jess Roskelley werden auf einer Expedition in Kanada vermisst. Unseren Informationen zufolge wird die Suche nach ihnen fortgesetzt, sobald die Bedingungen dies zulassen", sagt ein Sprecher von Red Bull Austria.
Lama, Auer und Roskelley wollten den 3.295 Meter hohen Berg Howse Peak im Nationalpark über einen schwierigen Aufstieg an der Ostseite besteigen. Nachdem sie vermisst gemeldet worden waren, hätten Rettungskräfte die Gegend aus der Luft untersucht und dabei Anzeichen für mehrere Lawinenabgänge feststellen können. Im Geröll wurde demnach außerdem Bergsteiger-Ausrüstung gesichtet.
Wie die Outdoor-Bekleidungsmarke "The North Face" mitteilte, werden die beiden Österreicher und der US-Amerikaner seit Mittwoch vermisst. Es sei davon auszugehen, dass sie von einer Lawine verschüttet wurden, erklärte der Sponsor der Extremsportler.
Die Parkverwaltung indes veröffentlichte keine Namen. Die Verantwortlichen sprachen aber von drei höchst erfahrenen Bergsteigern, die verschüttet worden seien. Alle drei Alpinisten hatten in den Tagen zuvor auf ihren Social Media-Kanälen Fotos aus den kanadischen Rocky gepostet. David Lamas Manager kündigte eine Stellungnahme der Familie über die Homepage von David Lama an. Wann diese erfolgen werde, stehe jedoch noch nicht fest.
Laut dem Vater von Jess Roskelley, John Roskelley, hätte sich sein Sohn am Dienstag melden sollen, was er aber nicht tat. Roskelley alarmierte einem Bericht der Regionalzeitung "The Spokesman Review" zufolge daraufhin Mittwochfrüh (Ortszeit) die Behörden von "Parks Canada", die eine Suchaktion per Helikopter in Gang gesetzt hätten. Man habe einen ausgedehnten Lawinenkegel, Kletterausrüstung und einen teilweise von Schnee bedeckten Körper gesehen. Roskelley hatte mit seinem Sohn 2003 den Mount Everest bestiegen hatte. Jess Roskelley, damals 20 Jahre alt, war zu dem Zeitpunkt der jüngste US-Bergsteiger, dem dies gelang.
Wahres Ausnahmetalent
David Lama galt als Ausnahmetalent er der Alpinisten- und Klettererszene. Einer seiner größten Erfolge war die erste Begehung der Kompressor-Route am Cerro Torre mit Peter Ortner im freien Kletterstil im Jahr 2012. Im vergangenen Herbst gelang ihm die Erstbesteigung des 6.895 Meter hohen Lunag Ri in Nepal über den Westpfeiler im Alleingang.
Der Ötztaler Auer wurde vor allem durch seine Free Solo-Klettertouren bekannt - das heißt die Begehung einer Kletterroute im Alleingang unter Verzicht auf technische Hilfs- und Sicherungsmittel. Im April 2017 kletterte Auer etwa die 37 Seillängen und 1.220 Meter lange Route "Weg durch den Fisch" (Schwierigkeitsgrad 7b+) in den Dolomiten auf diese Weise.
Reinhold Messner reagierte in einer ersten Stellungnahme auf APA-Anfrage tief betroffen über den wahrscheinlichen Tod der drei Bergsteiger: "Es ist ein sehr schlimmes Unglück, schrecklich." Messner zählte die drei Bergsteiger Lama, Auer und Roskelley zu den besten der Welt. Messner sprach den Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aus. Auch die österreichische Politik zeigte sich am Freitag betroffen. Die Gedanken seien in dieser schweren Zeit bei Familie und Freunden, twitterten Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sagte, dass dies "schreckliche Nachrichten" aus Kanada seien. Die Hoffnung wolle man aber noch nicht aufgeben.