Nach dem dem verheerenden Brand der KathedraleNotre-Dame in Paris wurde Kritik an der Pariser Feuerwehr laut. Sie sei viel zu spät gekommen und habe nach dem Eintreffen die Flammen zu lange nicht unter Kontrolle bekommen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron betonte hingegen am späten Abend, das Schlimmste sei von den Einsatzkräften verhindert worden, denn die Fassade und die beiden Haupttürme seien nicht zusammengestürzt.

Stau bremste Einsatzkräfte

Offensichtlich ist, dass die Einsatzkräfte nach der Alarmierung um 19.00 Uhr Ortszeit auf der Straße feststeckte - die Einsatzautos gerieten direkt in den berüchtigten Pariser Berufsverkehr. Außerdem sind die direkten Zufahrtsstraßen zur Kathedrale eher schmal geraten. Ein zusätzliches Hindernis nach Eintreffen der Feuerwehr waren dann die unzähligen, munter fotografierenden und filmenden Schaulustigen, die sich direkt vor der Kirche sammelten. Die Feuerwehr konnte den Brand schließlich am frühen Morgen unter Kontrolle bringen - danach mussten aber immer noch einige Brandherde gelöscht werden.

Der Sprecher der Wiener Berufsfeuerwehr, Christian Feiler, sprach gegenüber der APA von einem sehr heiklen Einsatz, nicht zuletzt wegen der Aufbringung von kaltem Wasser auf stark erhitzten Natur- oder Sandstein. "Die Schwierigkeiten bei der Brandbekämpfung sind für einen Laien kaum vorstellbar: Im Dachstuhl solcher Kirchen befinden sich Unmengen von altem, historischem Holz." Dieses brenne wie Zunder. Noch dazu gebe es keine Brandabsaugung. Das bedeute eine enorme Hitzeentwicklung.

Das Aufbringen von kaltem Wasser auf den sehr stark erhitzten Sand- oder Naturstein sei fatal, zumal es das Gemäuer zum Springen bringen und im Extremfall zumindest schwere Schäden, wenn nicht den Kollaps des Gebäudes auslösen könnte. "Das bedeutet, ich muss sehr treffsicher löschen", sagte Feiler. Allerdings wisse man oft nicht genau, wo zu löschen ist. Im Extremfall sei es sinnvoll, dass man Teilbereiche des Gebäudes aufgebe und zumindest andere zu halten versuche.

Sorge um die Türme

Bei dem verheerenden Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame war die Feuerwehr der französischen Hauptstadt vor allem in großer Sorge um die beiden Türme des massiven Baus. Priorität der Arbeiten sei es gewesen, die Struktur der beiden Türme zu schützen, sagte der Sprecher der Pariser Feuerwehr, Gabriel Plus, am Dienstag der französischen Nachrichtenagentur AFP. Die Befürchtung sei gewesen, dass die Konstruktion der Türme geschwächt würde und die tonnenschweren Glocken von Notre-Dame abstürzen könnten. Zu Beginn der Löscharbeiten sei es nicht übereilt gewesen, einen Zusammenbruch zu bedenken.

Der Vorschlag von US-Präsident Donald Trump, mit Löschflugzeugen vorzugehen ("Vielleicht könnten Löschflugzeuge eingesetzt werden, um den Brand zu bekämpfen. Es muss schnell gehandelt werden!") war laut französischem Zivilschutz untauglich: "Das Gewicht des Wassers, das aus der Luft abgeworfen werden würde, kann die Struktur des Gebäudes schwächen und zum Einsturz der gesamten Konstruktion führen."