Nach einer neuerlichen Panne bei der Stromversorgung haben die Behörden in Venezuela den Dienstag zum arbeits- und schulfreien Tag erklärt. Mit der Maßnahme sollte das Stromnetz entlastet werden. Die Regierung des linksnationalistischen Staatschefs Nicolás Maduro sprach wie schon beim tagelangen Stromausfall Anfang März von einem "Angriff" auf die Infrastruktur des Landes.

Am Montag waren abermals weite Teile des Landes über Stunden in Dunkelheit gehüllt. In der Sechs-Millionen-Einwohnerstadt Caracas waren die Straßen leer, wie AFP-Reporter berichteten. Sehr wenige Busse fuhren, die U-Bahn-Stationen waren geschlossen, Geschäfte hatten ihre Rolltore heruntergelassen. Die Passagiere am Flughafen wurden ohne Computerunterstützung abgefertigt. Die Stromversorgung war am frühen Montagnachmittag (Ortszeit) ausgefallen. Im Großstadtgebiet von Caracas setzte sie vielerorts nach Einbruch der Dunkelheit wieder ein, um Stunden später wieder einzubrechen.

21 der 23 Bundesstaaten betroffen

In anderen Regionen des Landes fiel der Strom ebenfalls aus, wie Einwohner in Städten wie Barquisimeto, Barcelona, Ciudad Bolívar und Barinas im Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilten. In Maracaibo war die Stromversorgung demnach unbeständig. Das Licht gehe "an und wieder aus", schrieben Twitter-Nutzer.

Aus Berichten von Einwohnern in den sozialen Medien ergab sich, dass 21 der 23 Bundesstaaten von Stromausfällen betroffen waren. Bei NetBlocks, einer Organisation, die das Internet überwacht, hieß es, der Stromausfall habe in 18 Bundesstaaten "schwerwiegende Auswirkungen" auf das Telekommunikationsnetz gehabt.

Kommunikationsminister Jorge Rodríguez sagte im staatlichen Fernsehen, der "Angriff" habe erneut dem wichtigen Wasserkraftwerk Guri gegolten. Der Guri-Stausee im Süden des Landes versorgt etwa vier Fünftel der 30 Millionen Venezolaner mit Strom.

Der Minister fügte hinzu, während es beim letzten Mal Tage gedauert habe, die Stromversorgung wiederherzustellen, sei es diesmal in "Rekordzeit", nämlich in wenigen Stunden, bewerkstelligt worden. Am Dienstag erklärte Rodríguez: "Wir werden diesen Stromkrieg gewinnen mit der immensen Kraft, die wir als Volk in unserem Kampf gegen die rüden Empire und ihre örtlichen Lakaien akkumuliert haben".

Schuldfrage

Vor zweieinhalb Wochen hatte der folgenschwerste Stromausfall in der Geschichte Venezuelas das südamerikanische Land fast eine Woche lang lahmgelegt. Maduro gab dafür Cyberattacken der USA sowie der rechten Opposition um den Parlamentsvorsitzenden Juan Guaidó die Schuld. Maduros Gegner machen dagegen mangelnde Investitionen in den Unterhalt der Infrastruktur, Missmanagement sowie Korruption verantwortlich.

Guaidó hatte sich im Jänner zum Übergangspräsidenten Venezuelas erklärt und den seit 2013 regierenden Maduro offen herausgefordert. Er wird in seinem Versuch, Maduro zu entmachten, von den USA sowie rund 50 weiteren Staaten, darunter Deutschland, unterstützt.