Am Ende war es doch recht eindeutig: 410 Abgeordnete folgten der Empfehlung des Verkehrsausschusses, 192 waren dagegen und 51 hielten sich raus – somit stimmte gestern auch das EU-Parlament in Straßburg mit großer Mehrheit dem baldigen Ende der Zeitumstellung zu. Im Jahr 2021 soll zum letzten Mal an der Uhr gedreht werden, je nach Landesentscheidung im März oder im Oktober. Gibt es bis dahin organisatorische Schwierigkeiten, hält man sich eine letzte Option bis 2022 offen – aber dann ist mit der Umstellung wohl endgültig Schluss.



Der Anstoß zur Abschaffung war ohnedies vom Parlament gekommen, die EU-Kommission hatte daraufhin eine – an sich unverbindliche – Umfrage in allen Ländern gestartet, die großen Rücklauf hatte und eine eindeutige Haltung zeigte: 84 Prozent von rund 4,6 Millionen Teilnehmern hatten sich für ein Ende der Zeitumstellung ausgesprochen. Da machte es auch nichts, dass die Teilnehmerzahl immer noch unter einem Prozent der Wahlberechtigten lag und allein drei Millionen Deutsche darunter waren.

ÖVP-Europaabgeordneter Heinz K. Becker, einer der Initiatoren des Widerstands gegen die Zeitumstellung, beruft sich darauf, dass der ursprünglich erhoffte Effekt der Energieeinsparung nicht gegriffen habe, stattdessen gäbe es negative Folgen für die Gesundheit: "Das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen vor allem bei Senioren und Kindern steigt, weil die innere Uhr gestört wird", sagt Becker.



Das sieht auch SPÖ-Delegationsleiterin Evelyn Regner so: "Wir wollen ein Ende der Zeitumstellung im Jahr 2021. Dabei gilt es vor allem zu verhindern, dass ein Fleckerlteppich an Sommer- und Winterzeit innerhalb der Europäischen Union entsteht. Es braucht eine gemeinsame Lösung für eine einheitliche EU-Zeit mit allen EU-Staaten." Regner spricht damit jenes Problem an, das bis zum Tag X auf jeden Fall noch gelöst werden muss.

Bis 1. April 2020 haben die Mitgliedsstaaten Zeit, sich für eine der beiden Zeitmöglichkeiten zu entscheiden – permanente Sommerzeit oder permanente Winterzeit Die Entscheidung darüber kann jedes Land für sich treffen. Deutschland und Österreich präferieren so wie eine Reihe weiterer Mitgliedsländer die Sommerzeit, während andere aus geografischen Gründen für die Normalzeit (Winterzeit) eintreten – etwa Spanien, das dann in der gleichen Zone wie Nachbar Portugal wäre.



Diese Einigung muss der Rat erzielen; im Parlament zeigt man sich dazu optimistisch, wie es etwa die deutsche Abgeordnete Gesine Meissner (ALDE) ausdrückt: "Man sollte daran denken wie es vor der Einführung der Zeitumstellung war. In der Schweiz haben sich damals 90 Prozent dagegen ausgesprochen und doch hat man wegen des Binnenmarkts mit den anderen Ländern mitgemacht." Der wirtschaftliche Aspekt werde auch diesmal zu einer vernünftigen Lösung führen, ist sie sicher.

Die Grüne Abgeordnete Heidi Hautala (Finnland) sagte nach der Entscheidung, man müsste zumindest darauf achten, dass benachbarte Länder nicht zwei Stunden Zeitunterschied hätten. Generell gilt die Meinung, dass es so oder so auch innerhalb Europas verschiedene Zeitzonen gibt (derzeit drei) und dass in Zukunft nur noch ein einziges Mal eine entsprechende Abstimmung nötig sei, beispielsweise im Transport- und Verkehrswesen, danach könne alles bleiben, wie es ist.

Doch zunächst einmal müssen auch noch die zuständigen Minister der EU-Mitgliedsländer dem Vorschlag zustimmen, was allerdings nur noch als Formsache gilt. Das könnte noch im heurigen Juni geschehen, kurz, bevor dann eine neue Legislaturperiode beginnt. In diesem Jahr ist jedenfalls noch alles wie gewohnt: Die Umstellung von der Normalzeit auf die Sommerzeit erfolgt am Ende dieser Woche: in der Nacht von Samstag auf Sonntag werden um um 2.00 Uhr die Uhren wieder um eine Stunde vorgestellt.