Boeing räumt bei der nachgebesserten Software der Unglücksmaschine 737 Max Insidern zufolge den Piloten wieder mehr Handlungsspielraum ein. Das Software-Update verhindere den wiederholten automatischen Eingriff des kritisierten Flugkontrollsystems MCAS, sagten zwei mit den angelaufenen Schulungen für Piloten vertraute Personen.
Zudem würde das System ganz abgeschaltet, wenn zwei Sensoren stark abweichende Daten lieferten. Experten vermuten eine Fehlfunktion des Flugkontrollsystems als Ursache für die beiden Abstürze des noch neuen Boeing-Modells. Insgesamt starben fast 350 Menschen, als im März in Äthiopien und im Oktober in Indonesien eine 737 Max jeweils kurz nach dem Start abstürzten.
Das neue Modell 737 Max hat größere Motoren, die weiter vorne montiert werden mussten. Weil dies bei steilem Aufwärtsflug zu einem Strömungsabriss führen kann, wurde zum Ausgleich die in der Kritik stehende Software MCAS konzipiert. Diese drückt die Nase des Flugzeugs nach unten, um der Maschine einen Strömungsabriss oder Auftriebsverlust zu vermeiden. Experten werfen dem System aber vor, zu stark entgegen gewirkt zu haben. Zudem sollen die Piloten nicht ausreichend über die Software informiert gewesen sein.
Das nun entwickelte Software-Update werde nun nicht mehr bei einem drohenden Strömungsabriss wiederholt die Nase des Flugzeugs nach unten drücken, wie das bei der abgestürzten Lion- Air-Maschine vergangenen Oktober vermutet wird. Weiter sei den Piloten versichert worden, dass künftig nicht mehr nur einer, sondern zwei Sensoren gleichzeitig Daten zum sogenannten Anstellwinkel liefern werden, mit dessen Hilfe ein drohender Strömungsabriss bestimmt werden kann, sagten die beiden Insider. Bei zu großer Abweichung der Angaben werde das System künftig deaktiviert. Ein Warnhinweis soll die Piloten dann darüber informieren, dass das MCAS-System abgeschaltet ist.
Muss noch genehmigt werden
Das Software-Update muss allerdings noch von der US-Flugbehörde FAA genehmigt werden. Die Aufsichtsbehörden in Europa und Kanada hatten zudem angekündigt, sich für eine Starterlaubnis der weltweit mit Flugverbot belegten Unglücksmaschine nicht auf ihre US-Kollegen verlassen und das Flugkontrollsystem MCAS unabhängig prüfen zu wollen.
Boeing teilte am Montag lediglich mit, die nachgebesserte Software werde mehr als einen Anstellwinkel einbeziehen und bestimmte Steuerbefehle beschränken. Zugleich zeigte sich der US-Konzern zuversichtlich: Boeing rechne mit einer Zertifizierung, da der Konzern eng mit der FAA bei dem Software-Update zusammen gearbeitet habe und zugleich "umfassend und vorsichtig" bei Entwicklung und Test der Software vorgehe, hieß es in einer Mitteilung am Montag.