Eineinhalb Wochen nach dem verheerenden Zyklon "Idai" in Mosambik, Simbabwe, Malawi hat der ORF mit mehreren Hilfsorganisationen eine "Nachbar in Not"-Spendenaktion gestartet. 1,7 Millionen Menschen seien in diesen drei Ländern im Süden Afrikas direkt von der dramatischen Überschwemmung betroffen, Hunderttausende bräuchten Hilfe, teilte der ORF am Montag mit.

Überlebenshilfe

In der Akutphase brauche es vor allem Überlebenshilfe: Lebensmittel, sauberes Wasser, medizinische Versorgung und Notunterkünfte. Unter dem Dach von "Nachbar in Not" wirken die Hilfsorganisationen CARE, Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Malteser, Rotes Kreuz, Samariterbund und Volkshilfe. Gespendet werden kann auch online über http://nachbarinnot.at.

Die Aktion "Nachbar in Not" war im Jahr 1992 als Hilfe für die Flüchtlinge und Vertriebenen der Balkankriege ins Leben gerufen worden und lief dann zehn Jahre lang immer wieder mit neuen Schwerpunkten in den Staaten Ex-Jugoslawiens. Ab dem Jahr 2003, als für Kinder im Irak-Krieg gesammelt wurde, wurde das "Nachbar in Not"-Konzept auf andere Krisenherde und Katastrophengebiete übertragen. Spendenaktionen gab es etwa nach dem Tsunami in Südostasien 2004, dem Erdbeben in Haiti 2010 oder der Hungersnot in Afrika 2017. Seit mittlerweile acht Jahren läuft auch eine Aktion für die Betroffenen des Bürgerkriegs in Syrien, bei der bisher mehr als 15,7 Millionen Euro zusammengekommen sind.

Erste Fälle vom Cholera in Mosambik

Die Angst vor dem Ausbruch von Krankheiten in den betroffenen Gebieten steigt. Erste Fälle von Cholera gibt es in Mosambik bereits. Vor allem in den überschwemmten Gebieten ist mit der Verbreitung von Durchfallerkrankungen wie Cholera zu rechnen. Das liegt auch daran, weil vielerorts kein sauberes Trinkwasser mehr vorhanden ist, wie Mosambiks Umweltminister Celso Correia erklärte.

Experten warnten zudem, dass auch die Zahl der Malaria-Erkrankungen schnell ansteigen könne, denn Moskitos können sich in stehenden Gewässern gut vermehren. Am 15. März hatte der Zyklon Mosambik, Malawi und Simbabwe verwüstet und mit schweren Regenfällen weite Landstriche unter Wasser gesetzt. Rund 700 Menschen sind nach Regierungsangaben ums Leben gekommen - die wahre Zahl dürfte nach Einschätzung von Hilfsorganisationen deutlich höher liegen. Das Katastrophengebiet erstreckt sich über Hunderte Kilometer von Mosambik nach Simbabwe und Malawi.

Noch von Außenwelt abgeschnitten

Die von dem Tropensturm besonders schlimm betroffene Hafenstadt Beira war unterdessen erstmals seit zehn Tagen wieder über Land erreichbar. Bis zum Sonntag war die Zufahrtsstraße noch wegen Überschwemmungen gesperrt gewesen. Die Wiederöffnung der Straße sollte es Helfern erleichtern, Hilfsgüter auch zu den Menschen im Umland zu bringen. Viele Orte waren jedoch weiter von der Außenwelt abgeschnitten. Und gegen Mitte der Woche drohen erneut starke Regenfälle. Der Katastrophenschutz sprach von rund 50.000 teils zerstörten Häusern und von Tausenden Quadratkilometern zerstörtem Ackerland.

Weil weite Teile der Provinz Sofala weiter unter Wasser standen, war das ganze Ausmaß der humanitären Katastrophe jedoch immer noch nicht absehbar. Rund eine Million Menschen sind einer UNO-Schätzung zufolge direkt betroffen. "Das Ausmaß der Krise ist erschütternd", sagte der Generalsekretär der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), Elhadj As Sy, am Wochenende nach einem Besuch in Beira.

Die Chefin des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF, Henrietta Fore, hatte zuvor gemahnt, es müsse nun alles getan werden, um zu verhindern, dass "durch Wasser übertragbare Krankheiten aus dem Desaster eine noch größere Katastrophe machen".

US-Militär bereitet Hilfseinsatz in Mosambik vor

Die US-Regierung hat als Reaktion auf den verheerenden Zyklon "Idai" in Mosambik eine Beteiligung des Militärs am Kampf gegen die humanitäre Katastrophe angeordnet. Die Streitkräfte würden auf Anfrage der US-Entwicklungsbehörde (USAID) und in Absprache mit Mosambik Hilfe bereitstellen, teilte das US-Oberkommando für Afrika (Africom) in der Nacht auf Montag mit.

Während die genauen Bedürfnisse noch bewertet würden, bringe das Militär bereits Einsatzmittel - vermutlich zunächst Schiffe und Hubschrauber - in Stellung, erklärte Kommandeur Thomas Waldhauser. Bisher hatten sich an dem Hilfseinsatz nur das indische Militär mit drei Schiffen und einigen Hundert Mann Personal sowie die südafrikanischen Streitkräfte mit mehreren Hubschraubern beteiligt. Hilfsorganisationen sprechen von einer großen humanitären Krise, zu deren Bewältigung ein gewaltiger Hilfseinsatz nötig sein werde.

Erste Militärexperten seien bereits im Katastrophengebiet im Zentrum Mosambiks angekommen, erklärte Waldhauser. Man werde bei dem Hilfseinsatz eng mit dem Außenministerium, USAID und der Regierung Mosambiks zusammenarbeiten. Das Verteidigungsministerium sei "bereit, dabei zu helfen, Leben zu retten und die Not mit Hilfe von zeitnaher und bedeutender Hilfe" zu lindern.