Nach dem Flugzeugabsturz einer Boeing 737 MAX 8 in Äthiopien und der Sperrung des Luftraums in zahlreichen Ländern hat eine erste Airline Entschädigungsforderungen angekündigt. Der Billigflieger Norwegian Air, der 18 der Maschinen besitzt, werde Boeing "die komplette Rechnung schicken", sagte ein Sprecher am Mittwoch dem Wirtschaftsportal e24.no.

"Norwegian darf nicht wirtschaftlich bestraft werden, weil ein komplett neues Flugzeug nicht fliegen kann", sagte der Sprecher weiter.

Am Sonntag war eine Boeing der Ethiopian Airlines kurz nach dem Start abgestürzt. Alle 149 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Erst im Oktober war eine solche Maschine der indonesischen Fluggesellschaft Lion Air kurz nach dem Start verunglückt. Zahlreiche Länder, darunter die gesamte EU, sperrten daraufhin ihren Luftraum für die Maschine. Am Mittwoch kamen unter anderem Neuseeland, Vietnam, Serbien und Ägypten hinzu.

Überblick über Start- und Landeverbote für Boeing 737 Max

- Die europäische Luftfahrtbehörde EASA hat den gesamten europäischen Luftraum für Maschinen des Typs Boeing 737 Max gesperrt. EASA ist für den Luftraum der 28 EU-Mitgliedsstaaten und für jenen von Island, Norwegen, Liechtenstein und der Schweiz zuständig.

- Auch Indien, Neuseeland, Hongkong, China, Indonesien, Malaysia, Singapur, Australien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate, der Oman und der Libanon haben ein Startverbot gegen den Flugzeugtyp Boeing 737 Max 8 oder die gesamte Serie der 737 Max-Flieger verhängt.

- Die US-Luftfahrtbehörde FAA, in deren Aufsichtsbereich 74 der Boeing 737 Max 8 im Einsatz sind, hat kein Startverbot ausgesprochen.

- Allein in China sind von dem Verbot knapp 100 Flugzeuge betroffen, in Europa mindestens 40 Maschinen.

- Zu den Airlines außerhalb Chinas, die besonders betroffen sind gehören: Norwegian (18 Flugzeuge), der Reisekonzern Tui (15), Turkish Airlines (12), Flydubai (11), die brasilianische Gol (7), Ethiopian Airlines (4) und Polens Lot (5).

- Die US-Fluggesellschaften Southwest Airlines, American Airlines und auch die kanadische Air Canada halten bisher an den Flugzeugen fest.

- Der deutsche Luftraum wird für Maschinen dieses Typs gesperrt. Das sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums am Dienstag in Berlin auf Anfrage. In Deutschland gebe es zwar keine Starts und Landungen, aber zahlreiche Überflüge dieser Maschine.

TUI will andere Flugzeuge chartern

Der TUI-Konzern will den Ausfall seiner Boeing-737-Max-8-Flotte infolge von Flugverboten vor dem Oster-Reiseverkehr auch durch das Fremdchartern von Flugzeugen kompensieren. "Für Deutschland ist das Thema ja irrelevant, weil wir hier noch keine Maschinen dieses Typs haben - in den anderen Ländern werden wir jedoch die Kapazitäten anpassen müssen", sagte Tuifly-Sprecher Aage Dünhaupt am Dienstag.

Geplant seien zudem der Rückgriff auf Ersatzkapazitäten sowie Umbuchungen von Passagieren auf andere Flüge, sagte Dünhaupt der Deutschen Presse-Agentur. Erschwerend sei aber die Unklarheit über die Dauer der erlassenen Flugverbote für diesen Boeing-Typ.

Zur Flotte des weltgrößten Reisekonzerns TUI gehören 15 Boeing 737 Max 8, die in Großbritannien und den Benelux-Staaten auf Strecken zu den Kanaren oder den Kapverden im Einsatz sind. Die Einführung der jüngsten Version des Boeing-Verkaufsschlagers in Deutschland ist nun fraglich - ursprünglich sollte die erste Übergabe des ersten Jets an die Tuifly Deutschland diese Woche erfolgen.

Kompensationszahlungen

Zur Frage möglicher Kompensationszahlungen für den Ausfall wollte sich TUI zunächst nicht äußern. Die vom Hersteller Boeing in Aussicht gestellten Updates für eine möglicherweise problematische Steuerungssoftware der Boeing 737 Max 8 werden in den nächsten Tagen erwartet und sollen dann auf die Bordcomputer geladen werden. Eine eigene Schulung der TUI-Besatzungen dafür sei nicht nötig.

Der zweite Absturz einer neuen Boeing 737 Max 8 binnen weniger Monate hatte wachsende Zweifel an der Sicherheit des Flugzeugtyps aufkommen lassen und zu Flugverboten rund um den Globus geführt. Zu den Ausnahmen gehören die USA, wo die Luftfahrtbehörde FAA die Zuverlässigkeit der Maschinen bisher als gegeben ansieht.

Flugverbote für Boeing 737 Max
Flugverbote für Boeing 737 Max © (c) APA