Mit einem Trauermarsch und einem Gedenkgottesdienst haben Hunderte Menschen in Worms an eine getötete 21-Jährige erinnert. Am Samstagabend nahmen rund 500 Menschen an einem von Freunden und Angehörigen organisierten Trauermarsch teil. Vier Tage nach dem Tod der 21-Jährigen zogen sie gemeinsam zum Elternhaus des Opfers, zündeten Kerzen an und legten Blumen nieder. Hier war die Frau am Mittwochabend erstochen worden.
Kurz vor einem ökumenischen Gottesdienst, mit dem am Samstagabend an die mutmaßlich von ihrem Ex-Freund erstochene 21-Jährige erinnert wurde, kam es nach Polizeiangaben zu einem Zwischenfall. Ein 29 Jahre alter Mann habe "Allahu Akbar" gerufen und sei von Kirchenbediensteten nach draußen geführt und der Polizei übergeben worden, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Es habe aber keine Massenpanik gegeben.
Mehrere Medien hatten berichtet, Menschen hätten die Kirche fluchtartig verlassen. Eine Gefahr für die Gottesdienstbesucher habe nicht bestanden, erklärte die Polizei. Der Zwischenrufer sei von der Polizei vernommen und wieder entlassen worden.
Der im Fall der jungen Frau tatverdächtige 22-jährige Tunesier, der den Ermittlern zufolge zeitweise in dem Haus in Worms zu Gast war, sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Sein Motiv ist unklar. Der Mann hatte sich am frühen Morgen nach der Tat der Polizei gestellt und erklärt, seine Freundin in einem Beziehungsstreit getötet zu haben. Die Staatsanwaltschaft erwägt eine psychiatrische Begutachtung des abgelehnten Asylbewerbers.
"Stiller Protest"
Das "Bündnis gegen Nazi-Aufmärsche" in Worms kündigte am Sonntag einen "stillen Protest" gegen eine von der AfD geplante Mahnwache in Worms an. Der Tod der jungen Frau dürfe nicht für politische Zwecke instrumentalisiert werden, hieß es in einer Mitteilung des Bündnisses. Es sei zu befürchten, dass die Mahnwache der Stimmungsmache gegen Ausländer, vor allem gegen Flüchtlinge, dienen solle.
Als Reaktion auf eine Morddrohung gegen den Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel (SPD) ergriff die Polizei Maßnahmen zu dessen Schutz. Der Rathauschef der Domstadt hatte die Wormser nach dem Tod der 21-jährigen zum Zusammenhalt aufgerufen. In einer Stellungnahme auf der Internetseite von Worms hieß es: "Lassen Sie uns gemeinsam trauern und lassen Sie uns die Familie unserer Anteilnahme gewiss sein. Wir können der Familie ihr Leid nicht nehmen, aber wir können alles dafür tun, dass sie ihre Trauer in Ruhe verarbeiten kann."
Zu Demonstrationen und Gegendemonstrationen kam es am Samstag auch in Landau bei Kandel. Rund ein halbes Jahr nach der Verurteilung des Mörders einer 15-Jährigen kamen nach Polizeiangaben rund 100 Menschen zu einer Veranstaltung des als rechtspopulistisch geltenden "Frauenbündnis Kandel". Die Teilnehmer einer Gegendemo des Bündnisses "Aufstehen gegen Rassismus" schätzte die Polizei auf 450 bis 600 Menschen. Es sei es zu kleineren Störungen gekommen, auch Pfefferspray sei eingesetzt worden.
Die 15-jährige Mia war kurz nach Weihnachten 2017 in einem Drogeriemarkt in Kandel von ihrem afghanischen Ex-Freund erstochen worden. Der Fall hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt, immer wieder kommt es seither zu Demonstrationen in der Region, teils mit Ausschreitungen.