Wenige Wochen nach seiner Geburt ist der Sohn der britischen IS-Anhängerin Shamima Begum in einem syrischen Flüchtlingslagergestorben. Das sagte ein Sprecher der Rebellenallianz SDF in Beirut. "Sein Tod ist bestätigt", twitterte auch der in London ansässige Anwalt von Begums Familie, Tasnime Akunjee, am Abend.
Um die 19-jährige Jihadistin dreht sich in Großbritannien seit Tagen eine politische Debatte. Sie wollte mit ihrem kleinen Sohn zurück nach Großbritannien - die britische Regierung lehnte das abund will ihr die Staatsangehörigkeit entziehen.
Lungenentzündung
Begums Sohn sei an Lungenentzündung gestorben, berichtete der Sender BBC. Auf die Todesnachricht reagierten Oppositionspolitiker und Menschenrechtler mit Schuldzuweisungen an die Regierung. Die Labour-Abgeordnete Diane Abbott sprach von einem "Schmutzfleck auf dem Gewissen der Regierung". Innenminister Sajid Javid habe mit seiner Entscheidung gegen Begum "die rechts stehende Presse besänftigen" wollen und müsse dafür nun gerade stehen.
Die Hilfsorganisation Save the Children sprach von einem "unglaublich traurigen" Fall und forderte Großbritannien und andere Länder auf, Verantwortung für ihre Bürger in Syrien zu übernehmen. Sonia Khush, die bei der Organisation für Syrien verantwortlich ist, rief dazu auf, alle Kinder, die mit dem IS in Kontakt kommen, als Opfer des Konflikts zu behandeln.
Tragisch für die Familie
Ein Regierungssprecher sagte, der Tod eines jeden Kindes sei tragisch und zutiefst schmerzlich für dessen Familie. Die Regierung habe die Briten aber seit dem Jahr 2011 davor gewarnt, nach Syrien zu reisen. Sie werde "weiterhin alles tun, was sie kann, um zu verhindern, dass Menschen in den Terrorismus hineingezogen werden und in gefährliche Krisengebiete reisen", sagte der Sprecher.
Begum hatte als 15-Jährige auf eigene Faust London verlassen und war mit zwei anderen Schülerinnen nach Syrien gereist, um sich dem IS anzuschließen. Seitdem hatte sie bereits zwei Kinder zur Welt gebracht, die beide an Krankheit und Unterernährung gestorben waren. Vor kurzem war Begum aus der letzten Bastion der Jihadisten in Baghus in ein Flüchtlingslager im Nordosten Syriens geflohen.
Von dort bat sie die Regierung in London, sie und ihren neu geborenen Sohn Jarrah einreisen zu lassen: "Ich möchte dieses Baby nicht auch noch verlieren, und dieses Lager ist wirklich kein Ort, um Kinder großzuziehen," sagte sie der BBC.
Shamima Begum hatte keine Reue gezeigt, den IS unterstützt zu haben. Der britische Innenminister Javid hatte sie daraufhin als Sicherheitsrisiko eingestuft und damit den Entzug der Staatsangehörigkeit begründet.
Aus Österreich befinden sich derzeit rund 100 Kämpfer in Syrien und dem Irak, rund 30 Prozent davon besitzen laut Innenministerium die österreichische Staatsbürgerschaft. Grundsätzlich ist Österreich rechtlich verpflichtet, seine Staatsbürger zurückzunehmen. Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) lehnt dies jedoch ab.
Bisher gibt es nach Aussagen des Außenamtes in Österreich einen ähnlich gelagerten Fall. Es handelt sich dabei um eine junge Wienerin und ihren eineinhalbjährigen Sohn, die sich in kurdischer Haft befindet. Derzeit laufen Bemühungen des Außenministeriums, besonders den Buben nach Österreich zu holen. "Es geht um das Kindeswohl", erklärte Kneissl bereits vor rund zwei Wochen gegenüber der APA.