Der Fall des im August 2012 bei Königstetten in Niederösterreich tot aufgefundenen Wiener Wirtschaftsanwalts Erich Rebasso könnte durch Recherchen einer internationalen Medienplattform in einem neuen Licht erscheinen. Demnach soll Rebasso als Geld-Maultier ("Money Mule") für russische Kriminelle fungiert haben und an der Wäsche großer Summen beteiligt gewesen sein.

Aus Österreich waren an dem Mediennetzwerk das Nachrichtenmagazin "Profil" und die Rechercheplattform "Addendum" beteiligt. Demnach soll Rebasso 2006 von russischen Geschäftsleuten angesprochen und gefragt worden sein, ob er über sein Konto größere Summen ins Ausland transferieren könnte. Bis Februar 2008 soll der Advokat rund 96 Millionen Dollar an litauische Konten weiterbewegt haben. Dazu verwendete er ein über die Firma Schulhof Investigation GmbH eingerichtetes Konto bei seiner Hausbank Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien, die angesichts der großen Geldbewegungen aber sehr bald stutzig wurde.

Entführt und getötet

Für wen der Anwalt Geld bewegte, wusste Rebasso nicht genau, wie er in einer Selbstanzeige im Dezember 2008 darlegte. Das Geld soll einerseits aus Treibstoffbetrügereien am Moskauer Flughafen Scheremetjewo stammen. Andererseits sollen die russischen Kriminellen auch Kleinanlegern Geld aus der Tasche gezogen haben. Dazu verwendeten sie auch die Daten des Wiener Anwalts, der davon nach eigenen Angaben nichts wusste. Aufmerksam wurde er, als sich die Kleinanleger direkt bei ihm meldeten.

Die Ermittlungen wurden jedenfalls eingestellt. Laut den Recherchen der beiden heimischen Medien erfolgte dies seitens der Staatsanwaltschaft Wien mit der Begründung, dass es für die inkriminierten Taten keine österreichische Zuständigkeit gebe. Im Sommer 2012 wurde Rebasso entführt. Seine Familie erhielt eine Lösegeldforderung über 435.000 Euro. Drei Wochen später wurde der Advokat tot in einem Waldstück bei Königstetten entdeckt.

Zwei ehemalige russische Polizisten mussten sich in Zusammenhang mit dem Fall in Russland vor Gericht verantworten, allerdings nur wegen Erpressung in Zusammenhang mit der Lösegeldforderung. Sie wurden dafür auch verurteilt. Rebasso starb an einem gebrochenen Schilddrüsenknorpel. Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass er - möglicherweise schon bei seiner Entführung - in den Schwitzkasten genommen worden und der Knorpel dabei gebrochen war. Anhaltspunkte für eine vorsätzliche Tötung fand man damals nicht. Seitens der heimischen Ermittlungsbehörden - Bundeskriminalamt und Staatsanwaltschaft Wien - gab es am Montagabend keine Stellungnahmen mehr zu dem Fall.