Die britische Regierung hat ihre Drohung wahr gemacht und entzieht der IS-Anhängerin Shamima Begum die Staatsbürgerschaft. Die Bitte der jungen Frau um eine Rückkehr in die Heimat wurde damit am Mittwoch abgeschmettert. Die 19-Jährige zeigte sich "schockiert".
"Sehr ungerecht"
"Ich finde das ungerecht für mich und meinen Sohn", sagte die 19-Jährige dem Sender ITV in Nordsyrien. Medienberichten zufolge geht die Regierung in London davon aus, dass Shamima Begum Anspruch auf die Staatsbürgerschaft Bangladeschs hat, da ihre Familie ursprünglich von dort stammt. Möglicherweise beantrage sie nun die Staatsbürgerschaft der Niederlande, sagte die 19-Jährige. 2015 war sie mit einem IS-Kämpfer aus den Niederlanden verheiratet worden.
"Um dieses Land zu schützen", könne das Innenministerium jemandem die Staatsbürgerschaft entziehen, wenn die Person nicht in die Staatenlosigkeit entlassen werde, sagte eine Regierungssprecherin. Entsprechende Entscheidungen würden "nicht leichtfertig getroffen". Shamima Begum hatte sich im Alter von 15 Jahren - im Jahr 2015 - gemeinsam mit Mitschülerinnen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien angeschlossen. Vier Jahre später will sie nun heimkehren, um die Überlebenschancen ihres neugeborenen Kindes zu erhöhen. Ihr Fall sorgt seit Tagen in Großbritannien für Debatten.
Der Anwalt der Familie in Großbritannien, Tasnime Akunjee, bezeichnete die Entscheidung der Regierung als "sehr enttäuschend". Menschen dürften nicht durch eine solche Ablehnung staatenlos werden. Begum sei zwar in Bangladesch geboren, habe aber nur einen britischen Pass. Man werde alle Rechtsmittel gegen die Entscheidung einlegen. In anderen Interviews hatte Shamima Begum berichtet, dass ihre ersten beiden Kinder früh gestorben seien. Nach der Geburt ihres dritten Sohnes am Wochenende appellierte sie an die britischen Behörden, "Mitgefühl" zu zeigen und ihr zu erlauben, das Kind in Großbritannien aufzuziehen, wo es sicher sei.
Hinrichtungen waren "in Ordnung"
Sie bereue aber nicht, nach Syrien gekommen zu sein, und liebe ihren Mann. Dem Nachrichtensender Sky News hatte sie gesagt: "Ich habe nie etwas Gefährliches gemacht. Ich habe nie Propaganda betrieben. Ich habe nie Menschen ermutigt, nach Syrien zu kommen." Sie räumte aber ein, von Hinrichtungen Kenntnis zu haben. "Aber das war in Ordnung für mich". Der Islam habe das erlaubt.
In Syrien sitzen hunderte ausländische IS-Kämpfer und ihre Angehörigen in kurdischer Haft, unter ihnen auch mindestens eine Frau aus Wien. Ihr Fall sorgt seit einigen Tagen für Diskussionen hierzulande über die Rücknahme von IS-Kämpfern. Auch sie hat einen eineinhalbjährigen Sohn, mit dem sie gemeinsam zurück nach Österreich möchte. Das Außenministerium prüft derzeit Möglichkeiten einer Rückholung.
Angeheizt wurde die Debatte um IS-Kämpfer maßgeblich von US-Präsident Donald Trump, der europäische Staaten aufrief, ihre Staatsbürger aus Syrien zurückzunehmen und in Europa vor Gericht zu stellen: