Nach dem Dammbruch in einer Eisenerzmine in Brasilien hat die Polizei zwei Mitarbeiter des Münchner Unternehmens TÜV Süd festgenommen. "Wir können zum jetzigen Zeitpunkt bestätigen, dass zwei Mitarbeiter von TÜV Süd in Brasilien verhaftet wurden", teilte die Firma am Dienstag mit. "Wir unterstützen die Ermittlungen vollumfänglich." Der TÜV Süd hatte im Vorjahr die Dämme geprüft.
Mehrere Festnahmen
Zudem nahm die Polizei drei Mitarbeiter der Betreiberfirma Vale fest, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Der Bergbaukonzern erklärte, das Unternehmen arbeite mit den Behörden zusammen. "Vale wird die Ermittlungen weiterhin unterstützen, um die Fakten zu klären", hieß es in einer Stellungnahme. Die Polizei durchsuchte zudem die Niederlassung von Vale in Nova Lima und Geschäftsräume eines externen Dienstleisters in Sao Paulo.
Der Damm der Mine Corrego do Feijao nahe der Ortschaft Brumadinho im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais war am Freitag gebrochen. Eine Schlammlawine rollte über Teile der Anlage und über benachbarte Siedlungen hinweg und schlug eine Schneise der Zerstörung. Die Zahl der bestätigten Todesopfer stieg bis Dienstag auf 65, wie der Zivilschutz mitteilte. 279 weitere Menschen wurden noch vermisst. Die Zahl der Todesopfer dürfte demnach noch steigen. "Leider ist es sehr unwahrscheinlich, noch Überlebende zu finden", sagte Feuerwehrsprecher Pedro Aihara im Fernsehsender Globo News.
In Rio de Janeiro erinnerten Demonstranten mit einer Kunstperformance an die Opfer des Unglücks und erhoben schwere Vorwürfe gegen Vale. Rotbraun beschmierte Menschen legten sich vor das Hauptquartier des Bergbaukonzerns im Stadtteil Botafogo und hinterließen ihre Handabdrücke an einer Glaswand. Eine schwarz verhüllte Frau trat als Tod auf, weitere Demonstranten enthüllten Plakate und beschrieben die Wände mit Slogans wie "Es war kein Unfall, es war ein Verbrechen", "Mörder" und "Gerechtigkeit für Brumadinho".
An der Unglücksstelle setzten die Einsatzkräfte die Such- und Bergungsarbeiten fort. Neben lokalen Feuerwehrleuten und Mitarbeitern des Zivilschutzes beteiligten sich auch rund 130 Soldaten aus Israel an dem Einsatz. Sie bargen weitere Leichen aus den Schlammmassen. Die letzten Überlebenden waren am Samstagmorgen gefunden worden.
"Bin sehr traurig"
Der Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) mahnte angesichts des Unfalls einen besseren Arbeitsschutz im Bergbau an. "Ich bin sehr traurig über die Nachricht vom Tod so vieler Menschen und Bergleute an ihrem Arbeitsplatz", sagte Guy Ryder. "Die Tragödie erinnert uns daran, wie wichtig funktionierender Arbeits- und Gesundheitsschutz für Bergleute ist."
Bereits im Jahr 2015 gab es im Bundesstaat Minas Gerais ein ähnliches Unglück. Bei der "Tragödie von Mariana" kam es in einem Eisenerzbergwerk zu einem Dammbruch an einem Rückhaltebecken. Seinerzeit kamen 19 Menschen ums Leben. Das damalige Betreiberunternehmen Samarco gehörte ebenfalls Vale sowie dem australisch-britischen Konzern BHP.
Eine riesige Welle mit Schlamm und schädlichen Stoffen ergoss sich in angrenzende Ortschaften und kontaminierte den Fluss Rio Doce auf rund 650 Kilometern Länge. Bis in den Atlantik floss die braunrote Brühe.