Die libysche Küstenwache hat im vergangenen Jahr insgesamt 15.000 im Mittelmeer aufgegriffene Menschen zurück in das nordafrikanische Land gebracht. Das berichtete die italienische Tageszeitung "La Stampa" (Samstagsausgabe). Dementsprechend habe sich auch die Zahl der Ankünfte von Asylsuchenden in Italien reduziert, meinen Experten.
23.371 Personen sind nach Angaben des italienischen Innenministeriums 2018 in Italien über das Meer eingetroffen, das sind fast 100.000 weniger als 2017, als 119.369 Migranten nach Italien gekommen waren. Seit Anfang 2019 trafen 53 Migranten in Italien ein. Dabei handelt es sich um kurdische Flüchtlinge, die am Donnerstag an Bord eines Bootes die Küste Kalabriens erreicht hatten. Im Vergleichszeitraum 2018 waren 840 Migranten eingetroffen. 2018 wurden in Italien 53.596 Asylanträge eingereicht, 2017 waren es noch 130.000. Im vergangenen Jahr wurden 95.576 Asylanträge geprüft, weitere 98.000 sind noch anhängig.
Kritik von Ärzte ohne Grenzen
Ärzte ohne Grenzen (MSF) kritisiert die Unterstützung Italiens und Europas für die libysche Küstenwache scharf. Der Hilfsorganisation zufolge bringt die Küstenwache des krisengebeutelten Landes alle im Mittelmeer aufgegriffenen Personen in die umstrittenen Internierungslager. Die dort herrschenden Zustände werden von vielen NGOs als "unmenschlich" und "untragbar" kritisiert. "Die Menschen in Europa müssen endlich begreifen, dass ihre Steuergelder mitunter dafür verwendet werden, solche Lager zu finanzieren", erklärte Julien Raickman, Einsatzleiter von MSF in Libyen, kürzlich im Gespräch mit der APA. "Libyen ist kein sicheres Land." Sogar hochrangige EU-Vertreter hätten sich dagegen ausgesprochen, dass Flüchtende dorthin zurückgebracht werden. "Aber andererseits ist auch kein einziges EU-Land dazu bereit, die Menschen freiwillig aufzunehmen. Das ist schlicht Heuchlerei."