Mangelndes Personal und fehlerhafte Verfahren führten dazu, dass das System zum Schutz besonders bedürftiger Menschen versage, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht von Oxfam.

Die Organisation forderte mehr Ärzte und Psychologen in den Flüchtlingslagern. Zudem müssten mehr Flüchtlinge auf das Festland gebracht werden.

Ein Arzt für 2000 Flüchtlinge

Oxfam zufolge gab es auf Lesbos im vergangenen Jahr nur einen von der Regierung bestellten Arzt. Dieser sei monatlich für die Untersuchung von bis zu 2000 Flüchtlingen zuständig gewesen.

Die medizinischen Untersuchungen sollen demnach klären, ob ein Flüchtling besonders schutzbedürftig ist oder nicht. Im November sei überhaupt kein Arzt vor Ort gewesen. Die Verfahren seien zudem "äußerst undurchsichtig" und im vergangenen Jahr drei Mal verändert worden, teilte Oxfam mit.

Die Hilfsorganisation kritisierte, dass Mütter bereits vier Tage nach einer Kaiserschnitt-Geburt aus dem Krankenhaus weggeschickt worden seien und in Zelten hätten leben müssen. Geflüchtete, die sexualisierte Gewalt und andere Traumata erlitten hätten, seien den Belastungen in einem Lager ausgesetzt, in dem es regelmäßig gewalttätige Auseinandersetzungen gebe. Psychisch Kranke und weitere gefährdete Personen würden häufig eingesperrt.

"Es ist absolut unverantwortlich, diese besonders schutzbedürftigen Menschen alleine zu lassen", erklärte die Chefin von Oxfams Flüchtlingsarbeit in Griechenland, Renata Rendon. Die griechische Regierung und ihre europäischen Partner müssten sicherstellen, "dass die Bedürfnisse dieser Menschen erkannt und berücksichtigt werden".