Die Zahl der Opfer der schweren Unwetter in Italien ist auf zwölf gestiegen. Die Behörden haben keine Hoffnungen mehr, einen seit Sonntag vermissten türkischen Segler zu finden, der vor der Küste der Stadt Catanzaro in der süditalienischen Region Kalabrien verschwunden ist, berichteten italienische Medien.
Zuletzt wurde die Leiche eines 61-Jährigen aus dem Ort Falcade in der Dolomiten-Provinz Belluno geborgen. Sein Auto war mit laufendem Motor und offenen Türen unweit eines Flusses entdeckt worden, der wegen der schweren Niederschläge der vergangenen Tage über die Ufer getreten war. Es handelt sich um das zweite Todesopfer in der Provinz Belluno seit Beginn der schweren Unwetter. Die deutsche Sprachinsel in Belluno Plodn/Sappada war weiterhin nach Erdrutschen vom Rest der Welt abgeschnitten.Besonders schwierig ist die Lage in Ligurien. Bis zu zehn Meter hohe Wellen brachen sich am Dienstag an der Küste der Riviera. Im renommierten Badeort, rund 30 Kilometer südöstlich von Genua, riss der Sturm Luxusjachten aus ihren Vertäuungen und ließ sie aufs Ufer krachen.
Fast 200 Jachten wurden durch die bis zu zehn Meter hohen Wellen zerstört, darunter auch die "Suegno" im Besitz des Sohnes von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Pier Silvio Berlusconi und seine Familie konnten die Badeortschaft Portofino nicht verlassen, da eine Zufahrtstraße zur Ortschaft schwerbeschädigt wurde und nicht befahrbar ist.In Venedig besserte sich allmählich die Lage. Die Behörden beklagten Schäden in der Markusbasilika. Einige Dutzend Quadratmeter des antiken Mosaik-Fußbodens in Marmor wurden vom Salzwasser überschwemmt. Wasser drang auch in das Baptisterium und in die Kapelle Zen ein, in der sich Bildzyklen und Einzelszenen aus der Legende des Heiligen Markus befinden. Das Wasser erreichte auch die byzantinischen Bronzetore und die Säulen, teilten die Behörden in Venetien mit.
Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi warnte vor weiteren Niederschlägen in den kommenden Tagen in der Hauptstadt. Die Gemeinde Rom sei bemüht, die Straßen sauber zu halten, um Überschwemmungen zu verhindern. Die Schulen sind in Rom am Mittwoch nach zwei Tagen wieder offen.
193 Menschen vom Stilfserjoch gerettet
193 Menschen, die seit Samstag am Stilfserjoch in Italien festsaßen, sind am Mittwoch vom Zivilschutz gerettet worden. An Bord von drei Armee-Hubschraubern und mit Fahrzeugen der Feuerwehr konnten die Menschen den Pass in den Ortler-Alpen zwischen der Lombardei und Südtirol verlassen, berichteten italienische Medien. Unter den in Sicherheit gebrachten Personen waren Touristen und Hotelpersonal.
Wegen heftigen Schneefalls waren alle drei Zugangsstraßen zum Pass mit einer Höhe von 2.757 Meter tagelang unterbrochen. Das Stilfserjoch ist der höchste Gebirgspass in Italien und der zweithöchste asphaltierte Gebirgspass der Alpen. Es verbindet Bormio im Veltlin (Lombardei) mit Prad im Vinschgau (Südtirol). Im Veltlin kam es in den vergangenen Tagen zu mehreren Erdrutschen.
Der Bauernverband Coldiretti beklagte unterdessen Schäden in der Landwirtschaft in Höhe von 150 Millionen Euro wegen der Unwetter der vergangenen Tage. Umweltschutzverbände riefen die Regierung in Rom zu entschiedenen Maßnahmen auf, um die Auswirkungen des Klimawandels auf Italien zu verringern. Die Zahl der Todesopfer bei den schweren Unwetter in Italien stieg inzwischen auf zwölf.
Markusbasilika in Venedig weder zugänglich
Nach den Unwettern der vergangenen Tage, bei denen das Hochwasser in Venedig mit einer Höhe von 1,56 Meter über Normal einen der bisher höchsten Pegelstände erreicht hat, ist die Markusbasilika am Mittwoch Besuchern wieder zugänglich. Im Eiltempo wurde der Dom gesäubert und wiedergeöffnet, nachdem der komplette Fußboden am Montag von Hochwasser überflutet worden war, berichteten lokale Medien.
Sämtliche Mosaike im Boden der berühmten Kirche waren unter Wasser geraten, auch die Bronzetore der Kathedrale waren betroffen ebenso wie die Sockel der Marmorsäulen. "Das Klima hat sich geändert, Unwetter kommen immer häufiger vor. Wir müssen alles tun, um die Basilika zu schützen", betonte der Prokurator des Doms, Carlo Alberto Tesserin, der für den baulichen Erhalt der Kirche verantwortlich ist.
"In 24 Stunden ist die Markusbasilika um 20 Jahre gealtert", betonte Tesserin. Im neuen Jahrtausend wurde die Basilika zum zweiten Mal überschwemmt. Die Überschwemmung vom Montag war die fünfte in der tausendjährigen Geschichte der Basilika.