Eine Unwetterfront mit Starkregen und Sturmböen hat in Italien seit Sonntag mehrere Menschenleben gekostet und zu Sachschäden geführt. Für Montag wurde eine Verschlechterung der Lage erwartet. In Kärntens friaulischer Nachbarprovinz Udine kam es zu starken Überschwemmungen. Die Gemeinde Sauris war mehrere Stunden komplett isoliert. In Südtirol ging eine Mure auf die Brennerautobahn nieder.
Im ganzen Land herrschte höchste Alarmbereitschaft. In mehreren Regionen und auch in Rom blieben Schulen, Kindergärten und Universitäten geschlossen, die Menschen sollten nach Möglichkeit zu Hause bleiben.
Im Friaul kam es in den Gemeinden Sauris, Forni Avoltri und Ovaro zu Erdrutschen, einige Familien mussten ihre Wohnungen verlassen. Die Straße, die Forni Avoltri mit Rigolato verbindet, wurde wegen Überschwemmungen gesperrt. Weil Bäume auf die Fahrbahn stürzten, mussten Feuerwehrteams in mehreren Gemeinden der Provinz Udine, darunter Tolmezzo, Gemona, San Daniele und Cividale del Fruli eingesetzt werden. Schulen blieben in ganz Friaul geschlossen.
Die Unwetter mit teils sintflutartigen Regenfällen verursachten am Sonntag mehrere Überschwemmungen und Murenabgänge in Südtirol. Die Feuerwehren wurden zu 150 Einsätzen gerufen. Neben der Brennerautobahn (A22) und der Brennerstaatsstraße (SS 12) waren auch andere Verkehrsadern von Vermurungen betroffen. Auf der A22 wurden sechs Fahrzeuge von den Schlammmassen erfasst und ein Lenker leicht verletzt. Auch die Brennerbahnstrecke wurde zwischenzeitlich vorsichtshalber gesperrt.
Die Südtiroler Brennerautobahn hat am Montagvormittag "aus Sicherheitsgründen" zwischen Sterzing und dem Brenner für kurze Zeit erneut gesperrt werden müssen. Die Sperre wurde gegen Mittag wieder aufgehoben. Da auch die Brennerstaatsstraße nach einem Murenabgang gesperrt werden musste, war der Brennerpass für Lkw und Pkw vorerst nicht passierbar.
Laut dem Internetportal stol.it war unter anderem die Gefahr bestanden, dass eine Elektroleitung auf die Autobahn stürzt.
Venedig unter Wasser
Der Pegel des Flusses Po, dem längsten Fluss Italiens, stieg infolge der schweren Niederschläge innerhalb von 24 Stunden um zweieinhalb Meter. In der Dolomiten-Ortschaft Cortina mussten 40 Personen ihre Wohnungen verlassen, weil der Fluss Bigontina über die Ufer zu treten drohte. Auch im Raum der norditalienischen Stadt Vicenza kam es zu Überschwemmungen.
Venedig stand nach heftigen Regenfällen ebenfalls unter Wasser. Der Pegel sollte am Montag um 14.00 Uhr eine Höhe von 150 Zentimetern erreichen, wie das örtliche Gezeiten-Überwachungszentrum mitteilte. Wie bei "Acqua alta" üblich, wurden Holzstege aufgestellt, damit Passanten weitgehend trockenen Fußes ihr Ziel erreichen konnten.
Chaos in Cinqueterre
Starkregen, Sturmböen und Hagel haben am Montagvormittag chaotische Zustände in der norditalienischen Region Ligurien verursacht. In der Gemeinde Monterosso, einer Perle der ligurischen Küste in der bekannten Touristenregion "Cinqueterre", mussten Häuser und Geschäfte im Ortschaftskern evakuiert werden. In Monterosso war es bereits 2011 zu schweren Überschwemmungen mit mehreren Toten gekommen.
In der ligurischen Provinz La Spezia wurde der regionale Bahnverkehr unterbrochen, weil Geröll auf die Schienen geriet. Flüsse in der Gegend traten über die Ufer. Wegen hoher Wellen und starken Windes kam es auch zu Problemen im Hafen von La Spezia.
Die Autobahn A1 Mailand-Bologna musste zwischen Piacenza und Fiorenzuola wegen Überflutung gesperrt werden. Auch die süditalienische Insel Sizilien wurde vom schlechten Wetter heimgesucht. Sechs Flugzeuge, die in Palermo hätten landen sollen, wurden wegen des starken Schirokko-Windes auf die Flughäfen von Catania und Trapani umgeleitet.
Vier Männer kamen ums Leben
Auch aus der toskanischen Provinz Grosseto wurden Überschwemmungen gemeldet. Beim regionalen Verkehr gab es Probleme, weil Bäume auf die Straße stürzten. Wegen des starken Windes gab es Schwierigkeiten bei den Fährenverbindungen zwischen Neapel und den Inseln Capri und Ischia.
Am Sonntag waren vier Männer in der südlichen Region Kalabrien ums Leben gekommen. Sie wurden in der Nähe der Stadt Crotone von einem Erdrutsch getötet, als sie ein durch das Unwetter zerstörtes Rohr reparieren wollten, berichtete die Polizei am Sonntag laut Nachrichtenagenturen. Beim Hafen von Catanzaro in Kalabrien an der Stiefelspitze Italiens fand die Feuerwehr einen Toten, nachdem ein Segelboot von der Strömung fortgerissen worden war.