70 Migranten, die sich an Bord eines in Seenot geratenen Schlauchbootes befanden, sind von Schiffen der Hafenbehörde von Lampedusa gerettet und auf die süditalienische Insel gebracht worden, wie die italienische Küstenwache in einer Presseaussendung am Samstag mitteilte.
Das Schlauchboot, das laut ersten Angaben seit 35 Stunden auf See war, befand sich in maltesischen Gewässern fünf Seemeilen von Lampedusa entfernt, als es in Seenot geriet. Es wurde von einem tunesischen Fischkutter gesichtet, der Alarm schlug. An Bord des Schlauchbootes befanden sich mehrheitlich afrikanische Migranten, darunter mehrere Frauen und zwei Kinder. Sie seien wohlauf, berichtete der Arzt Pietro Bartolo aus Lampedusa. Sie wurden im Hotspot der Insel untergebracht.
70 Personen: Boot stark überlastet
Das Schlauchboot sei mit 70 Personen stark belastet gewesen. Nur dank der guten Wetterlage der vergangenen Tage sei eine weitere Flüchtlingstragödie im Meer vermieden worden, teilte die italienische Küstenwache mit. Das Beobachtungsschiff "Mare Jonio" der italienischen Hilfsorganisation Mediterranea war den Migranten in Not zur Hilfe geeilt.
Die italienische Küstenwache hatte anfangs gemeint, die Behörden Maltas seien für die Rettung zuständig, da sich das Schlauchboot in maltesischen Gewässern befand. Malta antwortete, dass keine Schiffe für den Rettungseinsatz zur Verfügung stehen würden. Daraufhin beschloss die Küstenwache Lampedusas selber die Migranten in Sicherheit zu bringen.
Das Beobachtungsschiff "Mare Jonio" ist seit vergangener Woche auf See. Die Crew an Bord will Eigenangaben zufolge die "dramatische Lage" der Migranten auf der Flucht aufdecken. Die Initiative wird von einer Gruppe oppositioneller Parlamentarier unterstützt. Das Schiff soll offiziell keine Rettungseinsätze durchführen, sondern die Situation vor der libyschen Küste beobachten und Zeugenberichte sammeln. Die deutsche NGO Sea Watch unterstützt das Projekt.
Überfahrt immer gefährlicher
Mittlerweile kommen wesentlich weniger Migranten in Italien an. Die Überfahrt wird indes immer gefährlicher: In diesem Jahr kamen bereits mehr als 1.700 Menschen im Mittelmeer auf der Flucht Richtung Europa ums Leben, 1.260 alleine auf der zentralen Route zwischen Libyen und Italien. Die Dunkelziffer liegt nach Angaben von NGOs aber weit höher.