Am späten Samstagabend gerieten Afghanen mit Männern und einer Frau auf einem Spielplatz in Köthen in Streit wie die BILD berichtet. Man habe darüber gestritten, welcher der Männer die Frau geschwängert habe.
Zwei Deutsche gingen dazwischen, es kam zu einer Schlägerei und einer der Deutschen wurde so schwer verletzt, dass er wenig später im Krankenhaus starb. Der Bruder des Opfers, ein laut Bild-Informationen vorbestrafter Rechtsextremer, war noch am Krankenbett des Sterbenden. Als Todesursache sei eine Hirnblutung festgestellt worden, heißt es. Zwei der mutmaßlichen Täter wurden verhaftet. Der Landrat des Kreises Anhalt-Bitterfeld, Uwe Schulze (CDU), sagte dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR), bei den Tatverdächtigen handle es sich um Männer im Alter von 18 und 20 Jahren.
Herzversagen als Todesursache
Am Sonntagabend hieß es dann plötzlich, der in Köthen ums Leben gekommene 22-Jährige sei an akutem Herzversagen gestorben. Nach dem vorläufigen Obduktionsergebnis stehe dieses Herzversagen nicht im direkten Zusammenhang mit den erlittenen Verletzungen des jungen Mannes, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Dessau-Roßlau am Sonntagabend mit. Über die Umstände des Todesfalls gaben die Ermittlungsbehörden zunächst keine Auskunft. Es werde "in alle Richtungen" ermittelt, hieß es. Der Leichnam des 22-Jährigen sollte obduziert werden.
"Die Befragungen und Ermittlungen dauern an und werden in alle Richtungen geführt", sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg. "Anlass und konkrete Umstände des Geschehens sind derzeit noch nicht bekannt."
Politik mahnt zu Besonnenheit
Nach dem Tod des 22-Jährigen Mannes haben Politiker und Kirchenvertreter Besonnenheit gefordert. Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) erklärte am Sonntag, er bedauere den Todesfall zutiefst und habe "vollstes Verständnis für die Betroffenheit unserer Bürgerinnen und Bürger". "Dennoch bitte ich um Besonnenheit", erklärte Stahlknecht und kündigte an, man werde "alle Mittel des Staates konsequent einsetzen".
Auch der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, rief zur Besonnenheit auf. "Jede politische Instrumentalisierung ist abzulehnen und würde zu einer Eskalation führen, die schreckliche Folgen haben könnte", erklärte Liebig.
Die Landeskirche Anhalts und die Köthener Kirchengemeinden luden für Sonntagnachmittag zu einer Trauerandacht in die Kirche St. Jakob ein. Unterdessen meldete die Partei "Die Rechte" nach eigenen Angaben für Sonntagabend 19.00 Uhr einen sogenannten Trauermarsch in Köthen an. Der Landesverbandes Sachsen-Anhalt werde dabei unterstützt von Mitgliedern des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, wie es auf der Internetseite der Partei hieß.
Währenddessen mobilisierten auch antirassistische Initiativen zu Gegenprotesten in Köthen. Die Initiative Dessau nazifrei rief für Sonntag 18.00 Uhr zu einer Gegenveranstaltung in Köthen auf. Nach den Ereignissen in Chemnitz dürfe es nun in der sachsen-anhaltischen Stadt nicht wieder zu einem gewalttätigen Aufmärschen rechter Gruppierungen kommen, hieß es. Eine Hundertschaft der Polizei aus Berlin ist laut BILD-Zeitung bereits auf dem Weg nach Köthen. Weitere Einsatzkräfte wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Auch ein Wasserwerfer sei ausgerückt.
Die Linksfraktion im Magdeburger Landtag forderte "eine schnelle, vorurteilsfreie und lückenlose Aufklärung der Todesumstände" des Mannes in Köthen. "Spekulationen und Vorverurteilungen sind fehl am Platz - gebraucht wird jetzt vor allem Besonnenheit", erklärte Fraktionschef Thomas Lippmann.
Wut in Chemnitz
Nach der Tötung eines 35-Jährigen in Chemnitz vor fast zwei Wochen hatte es dort in den vergangenen Tagen bereits mehrfach Kundgebungen auch rechter Gruppen gegeben, die teilweise in Ausschreitungen mündeten. Dabei wurden auch Ausländer und Journalisten angegriffen.
Am Sonntag findet in Dessau-Roßlau, in der Nähe des Tatortes, der AfD-Landesparteitag statt. Nahe dem Veranstaltungsort am Golfpark hat das Bündnis "Dessau-Nazifrei" eine Versammlung als Gegenprotest angemeldet.
Aggressive Stimmung
Bei einer Kundgebung nach dem tödlichen Streit in Köthen ist die Stimmung unter den Teilnehmern nach stillem Beginn zwischenzeitlich aggressiver geworden. "Dies ist ein Tag der Trauer. Aber wir werden die Trauer in Wut verwandeln", sagte ein Redner am Sonntagabend auf dem Spielplatz, auf dem es am Vorabend zu dem Streit zwischen zwei Männergruppen gekommen war.
"Widerstand", "Auge um Auge", "Zahn um Zahn" und "Wir sind das Volk" erschallte es aus dem Kreis der rund 500 Menschen, von denen viele Aufrufen rechter Gruppierungen in sozialen Netzwerken gefolgt waren. Andere skandierten "Lügenpresse". Als ein Beobachter die Szenerie mit einem Handy filmte, wurde er geschubst, die Polizei griff schnell ein. Mehrere Teilnehmer betonten, dass sich nicht nur Rechte zu dem Marsch versammelt hätten. Nach Angaben des Landrats des Kreises Anhalt-Bitterfeld, Uwe Schulze (CDU), waren aber auch viele Köthener zu der Veranstaltung gekommen.
Eine junge Frau sagte, sie dachte, Chemnitz sei weit weg - "aber Pustekuchen". Anschließend endete die Kundgebung am Spielplatz, die Teilnehmer machten sich auf den Rückweg.
An der Kundgebung nach dem tödlichen Streit in der Stadt Köthen haben rund 2500 Menschen teilgenommen. Das teilte das Innenministerium des ostdeutschen Bundeslandes Sachsen-Anhalt am Sonntagabend auf Anfrage mit. Augenzeugen hatten die Zahl der Teilnehmer zu Beginn deutlich niedriger eingeschätzt.