Italiens Innenminister Matteo Salvini hatte es dem Küstenwachenschiff "Diciotti" untersagt, mit den Migranten an Bord einen italienischen Hafen anzusteuern. Er argumentierte, die Bootsflüchtlinge seien in Gewässern gerettet worden, für die eigentlich Malta zuständig sei.

Die maltesischen Behörden erklärten dazu, dies treffe zwar zu, doch die Bootsflüchtlinge hätten jede Hilfe verweigert und weiter Kurs auf Lampedusa genommen. In der Nacht zum Donnerstag nahm die "Diciotti" die insgesamt 190 Migranten schließlich an Bord, 13 von ihnen wurden sofort in ein Krankenhaus auf Lampedusa gebracht. Die übrigen Geretteten durfte aber nicht an Land.

Bereits im Juli hatte die "Diciotti" 450 Bootsflüchtlinge gerettet, die zwischen Lampedusa und Malta in Not geraten waren. Die italienische Regierung hatte die Besatzung damals angewiesen, das Flüchtlingsboot nur aus der Ferne im Auge zu behalten und darauf zu warten, dass Malta sich um die Migranten kümmere.

Die 450 Flüchtlinge mussten drei Tage lang an Bord der "Diciotti" bleiben, bis Salvini ihnen erlaubte, auf Sizilien an Land zu gehen. Zuvor hatte er von anderen EU-Ländern die Zusage erhalten, einen Teil der Bootsflüchtlinge aufzunehmen.

Italienischen Medien zufolge richtete der italienische Beauftragte für die Freiheit der Bürger, Mauro Palma, ein Schreiben an den Kommandanten der Küstenwache, Giovanni Pettorino. Darin forderte Palma "dringende Informationen" über die aktuelle Situation der "Diciotto", die einer Freiheitsberaubung gleich komme. Mit seinem Brief wolle er "die Migranten, die Nothelfer, aber auch Italien schützen". Schließlich könne es dem Land drohen, sich vor internationalen Institutionen wegen unterlassener Hilfeleistung rechtfertigen zu müssen, schrieb Palma den Berichten zufolge.

61 Flüchtlinge von Malta gerettet

Malta hat unterdessen nach Angaben der Armee 61 Migranten auf einem in Not geratenen Boot im Mittelmeer gerettet. Einer der Migranten sei bewusstlos gewesen, teilte ein Regierungssprecher in Valletta mit. Der Motor des Bootes sei ausgefallen.

Wenige Stunden zuvor hatte Salvini auf Twitter das Bild eines Schlauchboots veröffentlicht, das sich angeblich mit 70 Migranten an Bord in maltesischen Gewässern befinde und über einen "starken" Motor verfüge. Werde jemand eingreifen oder werde das Boot in Richtung Italien gesteuert, fragte Salvini. Der Chef der rechten Lega verfolgt einen besonders harten Kurs gegenüber Flüchtlingen.

Erst am Mittwoch war das private Flüchtlings-Rettungsschiff "Aquarius" nach fünftägigem Ausharren auf dem Meer in den Hafen der maltesischen Hauptstadt Valletta eingelaufen. Dort konnten 141 Migranten von Bord gehen, die die "Aquarius"-Crew von Holzbooten gerettet hatte. Malta hatte sich erst bereit erklärt, die "Aquarius" einlaufen zu lassen, nachdem Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Portugal und Spanien zugesagt hatten, die Geretteten aufzunehmen.