Der italienische Verkehrsminister hat am Mittwoch die Führung des Betreibers der eingestürzten Autobahnbrücke inGenua zum Rücktritt aufgefordert. Zugleich kündigte Danilo Toninelli an, dass dem Unternehmen die Lizenz zum Betrieb der Straße entzogen werden solle und es mit Strafzahlungen von bis zu 150 Millionen Euro belegt werden könnte.
"Autostrade per l'Italia war nicht in der Lage, die Verpflichtungen aus dem Vertrag zur Verwaltung der Infrastruktur zu erfüllen", sagte Toninelli dem staatlichen Sender RAI 1. "Als erstes muss das Top-Management von Autostrade per l'Italia zurücktreten", forderte Toninelli in einem Facebook-Eintrag. Autostrade gehört zur Atlantia Gruppe. Beide Unternehmen konnten zunächst nicht erreicht werden.
Auch der stellvertretende Ministerpräsident Matteo Salvini hat sich auf Facebook über die Tragödie in Genua geäußert. "Je mehr ich an die Toten denke, desto wütender werde ich. Die Verantwortlichen sollen mit Namen genannt werden. Sie werden für diese Katastrophe teuer bezahlen."
Die Polizei bestätigte unterdessen, dass bei dem Einsturz Dienstag früh mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen sind. Allerdings könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich die Opferzahl noch weiter erhöhe, sagte eine Polizeisprecherin. Rettungskräfte arbeiteten die Nacht durch, um Überlebende in den Trümmern zu finden. Ein etwa 80 Meter langer Abschnitt der Brücke war bei Starkregen eingestürzt.
Dem privaten Betreiber Autostrade zufolge ist die Ursache dafür noch unklar. Die Morandi-Brücke gehört zur Mautautobahn A10, einer Hauptverkehrsader an die italienische Riviera und nach Südfrankreich.
Betreiber Autostrade wies Vorwurf zurück
Der Betreiber der eingestürzten Autobahnbrücke in Genua, Autrostrade, hat den Vorwurf von Pflichtverletzungen bei der Überwachung des Bauwerkes zurückgewiesen. Man habe die Brücke auf vierteljährlicher Basis entsprechend den gesetzlichen Vorgaben kontrolliert, erklärte das Unternehmen am Mittwoch.
Man habe aber auch zusätzliche Prüfungen vorgenommen unter Nutzung modernster Technologien und der Hinzuziehung externen Expertenrates. Das Ergebnis dieser Kontrollen zum Zustand der Brücke sei Basis für das von der Regierung abgesegnete Wartungs- und Unterhaltungsprogramm gewesen.
Autostrade-Mutterkonzern groß im Geschäft
Die private Firma wird von der italienischen Atlantia-Gruppe kontrolliert, einem international operierenden Unternehmen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur. Atlantia betreibt über 5.000 Autobahnkilometer - vor allem in Italien, wo das Unternehmen 51 Prozent des Verkehrsnetzes kontrolliert - aber auch in Brasilien, Indien, Chile und Polen.
Außerdem ist der Konzern seit 2013 auch im Luftverkehrsbereich aktiv und hält Beteiligungen an den Flughäfen Fiumicino und Ciampino in Rom und drei weiteren in Frankreich. Atlantia gehört selbst außerdem zum Benetton-Clan, die italienische Industriellenfamilie ist mit 30 Prozent größter Aktionär. Im vergangenen Jahr verbuchte Atlantia einen Nettogewinn von 1,17 Milliarden Euro und einen Umsatz von 5,97 Milliarden Euro.