Der Einsturz der Autobahnbrücke im italienischen Genua hat mindestens 42 Menschen das Leben gekostet. Das sagte der Staatsanwalt Francesco Cozzi dem Fernsehsender RaiNews24. Der Präfektur zufolge gibt es 16 Verletzte, der Zustand von zwölf ist kritisch. Die Bergungsarbeiten an der Unglücksstelle gingen unvermindert weiter.
Zuvor hatte Salvini im Kurzbotschaftendienst Twitter mitgeteilt, dass unter den Toten auch drei Kinder im Alter von acht, zwölf und 13 Jahren seien. Die Einsatzkräfte hätten in der Nacht "ohne Pause" nach Verschütteten gesucht.
Es werde erwartet, dass die Zahlen weiter steigen, sagte Regionalpräsident Giovanni Toti laut Nachrichtenagentur Ansa nach einem Besuch von Verletzten in einem Krankenhaus zusammen mit Regierungschef Giuseppe Conte. Für den Großteil der Verletzten gebe es gute Heilungschancen. Es gebe aber unter der Brücke noch immer "zahlreiche Vermisste", sagte Toti.
Unter den Toten der Katastrophe sind auch drei Franzosen. Man stehe in engem Kontakt zu den italienischen Behörden, um herauszufinden, ob möglicherweise noch weitere Landsleute bei der Katastrophe ums Leben gekommen seien, teilte das französische Außenministerium mit.
Laut Ministerpräsident Giuseppe Conte konnten mindestens 16 Verletzte bereits gerettet werden, unter ihnen neun Schwerverletzte. "Man kann nicht wissen, ob es weitere Überlebende gibt", sagte ein Vertreter der Feuerwehr, Emanuele Gissi. Die Suche werde mehrere Tage dauern.
Die leicht zugänglichen Bereiche seien bereits durchsucht werden, erläuterte Gissi. Nun würden größere Betontrümmer weggeräumt, um die Suche auch auf schwer erreichbare Orte auszuweiten. Etwa 400 Mitglieder der Berufsfeuerwehr seien im Einsatz.
Näher kommt man nicht heran, die Polizei hat den Ort des verheerenden Unglücks mit bisher 31 bestätigten Todesopfern weiträumig abgesperrt. Die meisten Menschen blicken fassungslos in Richtung der Unglücksstelle. Andere schauen sich immer wieder auf ihren Handys Videos und Bilder der Katastrophe an.
"Ich habe den Einsturz gesehen"
Ein junger Mann namens Ismael zeigt Journalisten ein Video, das er selbst von der gerade eingestürzten Brücke gedreht hat. "Ich habe den Einsturz gesehen", wiederholt er immer wieder. Wie die meisten hier blickt auch er - meist schweigend und kopfschüttelnd - zu den Trümmern.
Von seinem Schlafzimmer aus habe er freien Blick auf das Viadukt gehabt - bis es mit einem lauten Knall in sich zusammen gefallen sei. "Mir war ganz schön bange, als das alles passiert ist." Auf seinem Handy zeigt er, wie das Viadukt vor wenigen Tagen ausgesehen hat.
Szenen wie aus einem Katastrophenfilm
Es sind Szenen wie aus einem Katastrophenfilm, die sich Dienstagmittag in der italienischen Hafenstadt Genua abspielten. Während eines schweren Unwetters war das Polcevera-Viadukt - auch Morandi-Brücke genannt - auf der Autobahn A10 in mehr als 40 Metern Höhe auf einem etwa 100 Meter langen Stück eingestürzt. Um die 30 Fahrzeuge waren zu der Zeit auf der Brücke unterwegs: Autos wurden in die Tiefe gerissen, Lastwagen stürzten in den Fluss Polcevera. Über den Tag stieg die Zahl der Toten stetig.
Nun, in der ersten Nacht nach dem erschütternden Unglück, dominiert Ruhe. Geredet wird wenig - und wenn, dann geht es oft um die unzähligen Fahrten, die hier jeder schon über diese Brücke unternommen hat. Er sei noch in der Früh darüber gefahren, wie jeden Tag, auf dem Weg zur Arbeit, sagt ein älterer Mann. Eine Stunde später sei sie eingestürzt. Er schüttelt den Kopf. "Das ist unglaublich."
"Ich bin immer wieder über die Brücke gefahren, für alles Mögliche, um meine Familie zu sehen, um zur Arbeit zu fahren", erzählt der 22 Jahre alte Dario auf dem Parkplatz. "Alle Genuesen sind über die Brücke gefahren. Es hätte jeden treffen können."
In der Ferne sind Baggergeräusche zu hören, die Einsatzkräfte suchen in der Nacht weiter in den Trümmern nach Überlebenden. Immer wieder kommen einige von ihnen auf ihrem Rückweg von der Unglücksstelle am Parkplatz vorbei, die Schutzhelme noch auf dem Kopf, die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. Die Suche ist noch längst nicht beendet.