Wann kommt der Regen? In vielen EU-Staaten hoffen Bauern darauf - in etlichen anderen Ländern wollen sie, dass er endlich aufhört. Viele klagen über Ernteausfälle, alle suchen nach Lösungen. Denn Klimaforscher gehen davon aus, dass es künftig häufiger längere Hitzewellen und heftigen Niederschlag geben wird.
Die Niederlande wurden von der Hitzewelle überrascht. Das Land kämpfte eigentlich jahrhundertelang besonders gegen das Wasser, denn das Land liegt zu mehr als einem Drittel unter dem Meeresspiegel. Nun sorgen sich die Niederländer um ihre Deiche. Sind diese nicht feucht genug, könnten gefährliche Risse entstehen. So verbot das Landwirtschaftsministerium den Bauern gar, ihre Felder zusätzlich zu bewässern. Doch vor allem die Ackerbauern klagen nun, dass ihre Kartoffelernte in Gefahr sei.
Auch Frankreich schränkte die Wassernutzung der Bauern in Teilen des Landes ein. Die Trockenheit ist dort aber laut Angaben des Agrarministeriums weniger kritisch als etwa im Vorjahr. Die Regierung zahlt betroffenen Bauern Entschädigungen, allerdings müssen diese das Ende der Ernte im Herbst abwarten. Im vergangenen Jahr etwa finanzierte Frankreich Hilfen im Wert von knapp 52 Mio. Euro, im Jahr davor von 180 Mio. Euro. Damals war in etwa jedem dritten der 96 Departements im Mutterland eine "Dürrekatastrophe" festgestellt worden.
Polen entschied in dieser Woche, seinen Bauern dieses Jahr mit 187 Mio. Euro zu helfen. Geld erhalten sollen Landwirte, wenn mindestens ein Drittel ihrer Ernste beschädigt wird. Denn zurzeit herrscht auf mehr als 60 Prozent der Anbauflächen Dürre. Auch etwa der von Deutschland oft importierte Mais sowie Getreide sind vom Wassermangel bedroht, warnte das Institut für Agrarwirtschaft.
Wegen der Dürre muss Deutschland in diesem Jahr beispielsweise mehr Getreide importieren, wie eine Sprecherin von Europas größtem Agrarhandelskonzern Baywa in München sagte. Während sonst sogar ein großer Teil exportiert werde, sei nun das ohnehin knappere Angebot vor allem für das Inland vorgesehen. Und die geringere Erntemenge sorge überdies für einen Anstieg der Getreidepreise.
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Die Weinlese wird in Österreich wegen hoher Temperaturen verstärkt in die Tagesrandzeiten verlegt, sagte kürzlich Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager. Das Traubengut soll nämlich nicht zu warm verarbeitet werden. Die Gärung werde sonst beschleunigt und Fruchtaromen könnten sich deswegen verflüchtigen. Deswegen würden Trauben auch oft vorm Verarbeiten in ein Kühlhaus gegeben, weil man nicht immer kühl genug ernten könne.
Trockenheitsbedingt gibt es in Österreich heuer das zweite Jahr in Folge niedrigere Getreide-Erträge. Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre fällt die Ernte laut Prognose der Agrarmarkt Austria um 12 Prozent tiefer aus. Erwartet wird eine Ernte von rund 2,8 Mio. Tonnen ohne Mais in guter Qualität. Das sind um 400.000 Tonnen weniger als im Durchschnitt. Der Importbedarf liegt bei rund 1,2 Mio. Tonnen.
In Großbritannien herrscht laut Meteorologen gerade der trockenste Sommer seit mehr als 50 Jahren. Und die Bauern klagen nicht nur, dass ihre einst saftigen Wiesen inzwischen so braun wie Biskuits seien, sondern auch, dass ihnen für die restliche Ernte schlicht die Helfer fehlten. Denn diese kamen meist aus Osteuropa, zogen inzwischen wegen des geplanten Brexits jedoch in andere EU-Länder.
Im Süden Europas hingegen sind die Temperaturen gerade vergleichsweise mild. Stattdessen regnete es seit diesem Frühjahr viel. Unwetter haben etwa viele Maisfelder, Weinberge, Kartoffelfelder und Tomatenpflanzen in Italien zerstört, wie der Landwirtschaftsverband Coldiretti mitteilte. Im Süden des Landes etwa liege die Pfirsichernte 20 Prozent unter der des Vorjahres. Auch Landwirtschaftsverbände in Spanien klagen über dieses Problem.
An die Hitze hingegen haben sich spanische und italienische Bauern gut angepasst. In mehreren italienischen Ställen kühlen Klimaanlagen die Kühe, damit sie auch im Sommer viel Milch geben. Spanische Landwirte etwa bauen hitzeliebende Pflanzen wie Orangen, Kakis und Erdbeeren an.
In heißen Regionen braucht die Landwirtschaft jedoch besonders viel Wasser. In Spanien etwa wird mehr als die Hälfte des Territoriums landwirtschaftlich genutzt. Gleichzeitig verbraucht der Agrarsektor mehr als 80 Prozent des Wassers. Umweltschützer werfen der Regierung in Madrid schlechtes Wasser-Management und mangelnde Vorsorge vor.
Lateinamerika in Not
Auch in Zentralamerika herrscht gerade eine schlimme Dürre. In El Salvador etwa gehen nach Einschätzung des Zivilschutzes deswegen fast 90 Millionen Kilo Mais verloren. Das Land bittet um humanitäre Hilfe.
In Argentinien ist der Sommer zwar schon vorbei, weil das Land auf der Südhalbkugel liegt. Doch die Dürre dürfte bei Landwirten und verarbeitendem Gewerbe Schäden von mehreren Milliarden Euro verursacht haben. Die Regierung hat den Bauern zwar einen einfacheren Zugang zu Krediten angekündigt. Diese klagen jedoch wie die deutschen Landwirte, dass Hilfe zu langsam ankomme und nicht ausreiche.
In anderen Regionen der Erde haben Bauern genau mit dem Gegenteil zu kämpfen. In Südostasien herrscht gerade Monsunzeit. Dort flutet der Regen viele Felder und Farmen. So gibt die Regierung in Thailand Opfern jedes Jahr Geld. 2011 etwa war ein Großteil des Landes unter Wasser. Betroffene Bauern erhielten Entschädigungen im Wert von umgerechnet rund 130 bis 770 Euro pro Kopf.