Fast 24 Stunden lang versuchten Ingenieure einer Baufirma, die bei der Errichtung des Xe-Pian Xe-Namnoy-Projektes in Laos eingesetzt sind, das Unglück zu verhindern. "Wir haben die Regierung vom drohenden Unglück gewarnt. Unsere Arbeiter haben begonnen, Dörfer zu evakuieren, um das Schlimmste zu verhindern", berichtet ein Sprecher der südkoreanischen Baufirma. Das wurde am Tag nach dem folgenschweren Dammbruch bekannt.

Über die Ursache des Dammbruchs gibt es noch keine gesicherten Angaben. In einer ersten Reaktion nannte eine der an dem Projekt beteiligten Firmen starken Regen als Grund für Risse im Damm.

In seiner ersten öffentlichen Reaktion auf den folgenschweren Dammbruch in Laos hat Regierungschef Thongloun Sisoulith von rund 130 Vermissten gesprochen. Nach dem Unglück am Montag in der südöstlichen Provinz Attapeu seien 131 Menschen vermisst gemeldet worden, sagte der Ministerpräsident am Mittwoch bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Es handle sich ausschließlich um Landsleute.

Bei dem Dammbruch sind nach aktuellen Angaben der UN mindestens 26 Menschen ums Leben gekommen. Doch die Opferzahl dürfte noch weitaus höher werden - noch immer sind Hunderte vermisst. "Wir werden unsere Rettungsmaßnahmen heute fortsetzen. Aber es ist sehr gefährlich, die Bedingungen sind sehr gefährlich", heißt es am Mittwoch aus Laos. Fünf Milliarden Kubikmeter Wasser aus dem Staubecken überschwemmten sechs Dörfer.

Tausende gerettet

Laut Bezirksgouverneur Bounhom Phommasane konnten bereits 2851 Menschen gerettet werden. 19 wurden offiziell für tot erklärt und ihre Leichen geborgen. Mehr als 3000 müssen aber noch immer von den Hilfsmannschaften gerettet werden.

Mehr als 6.600 Menschen verloren ihr Zuhause, schrieb die amtliche Nachrichtenagentur Lao News Agency. Tausende Menschen sitzen einem Bericht der "Laotian Times" zufolge noch in den überfluteten Gebieten fest. Andere suchten Zuflucht in Schulen und Regierungsgebäuden. Die Pegelstände steigen zudem wegen starker Monsun-Regenfälle noch immer.

Gut 750 der rund 6000 obdachlos gewordenen Menschen fanden Unterschlupf in einem Lager in einer Nachbarprovinz. "Es ist schnell passiert, wir hatten kaum Zeit, um uns vorzubereiten", sagte Joo Hinla, der aus einem der am schwersten getroffenen Dörfer stammt. "Alle Häuser in meinem Dorf stehen unter Wasser. Vier meiner Familienmitglieder werden vermisst."

Luftaufnahme zeigt das Ausmaß der Katastrophe
Luftaufnahme zeigt das Ausmaß der Katastrophe © AP

Hilfe ist unterwegs

Das Nachbarland Thailand entsandte Rettungskräfte und nach Angaben eines Regierungssprechers entsandte auch Südkorea ein Rettungsteam. "Unsere Regierung muss sich unverzüglich aktiv an Hilfsmaßnahmen an Ort und Stelle beteiligen, da unsere Unternehmen im Bau des Damms involviert waren", erklärte der südkoreanische Präsident Moon Jae In in Seoul.

Die abgelegene Region ist derzeit ausschließlich mit Hubschraubern und flachen Booten zu erreichen. Straßen wurden von den Wassermassen beschädigt oder komplett zerstört. Fernsehaufnahmen zeigten Menschen, die sich auf den Dächern ihrer Häuser vor den schlammigen Fluten in Sicherheit gebracht hatten. Der nach wie vor hohe Wasserstand erschwere die Rettungsarbeiten, erklärte Chana Miencharoen vom thailändischen Konsulat. Viele Überlebende warfen der Regierung vor, sie nicht schnell vor der nahenden Flut gewarnt zu haben.

Die "Energiezelle Südostasiens"

Das Unglück ereignete sich den Angaben zufolge unweit der Grenze zu Kambodscha im Bezirk Sanamxay in der südöstlichen Provinz Attapeu. Mehrere Häuser seien zerstört worden, hieß es in dem Agenturbericht. Ein Behördenvertreter in der Hauptstadt Vientiane sagte am Telefon, es liegen noch keinerlei offiziellen Berichte zu dem Unglück vor. "Wir sammeln Informationen", fügte er hinzu.

Der Staudamm wurde demnach vom Energieunternehmen Xe Pien-Xe Namnoy, kurz PNPC, gebaut. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsunternehmens des thailändischen Konzerns Ratchaburi Electricity Generating Holding, Korea Western Power und einem laotischen Staatsunternehmen. Der Grundstein für das 1,2 Milliarden Dollar (1,02 Milliarden Euro) teure Bauvorhaben war bereits 2013 gelegt worden. Ab 2019 sollte das Wasserkraftwerk 410 Megawatt Strom produzieren, wie es auf der PNPC-Website heißt. Laos will damit zur "Energiezelle Südostasiens" aufsteigen.