Die Mutter des geständigen Verdächtigen im Mordfall Susanna hat ihren Sohn als unschuldig bezeichnet und einen anderen Mann des Verbrechens bezichtigt. "Mein Sohn ist kein Mörder. Sein türkischer Freund ist der Kriminelle und zurück in sein Land geflohen", sagte die Mutter von Ali B. im nordirakischen Kurdistan am Telefon.

In Mainz versammelten sich wegen des Mordes an der 14-jährigen Susanna am Sonntag unterdessen erneut Demonstranten und Gegendemonstranten. Etwa 100 Menschen folgten nach Polizeiangaben einem Aufruf der rechtsgerichteten Initiative "Beweg was!". An zwei Gegendemonstrationen nahmen einem Polizeisprecher zufolge etwa 120 Menschen teil. Sie versammelten sich unter anderem unter dem Motto "Mainz - kein Platz für Menschenfeinde - Refugees welcome". Zu Störungen oder Vorfällen sei es weder bei der Demonstration noch bei der Gegenveranstaltung gekommen.

Sohn sei verraten worden

Ali B.s Mutter behauptete, ihr Sohn sei in Wiesbaden mit Susanna und dem Türken befreundet gewesen und mehrmals mit ihnen unterwegs gewesen. "Wenn sie die Wahrheit wissen will, sollte die deutsche Polizei den türkischen Mann festnehmen", sagte sie der dpa. Ihr Sohn sei verraten worden. Namen nannte sie dabei nicht.

Die 14-jährige Susanna aus Mainz wurde den Ermittlungen zufolge im Mai in Wiesbaden vergewaltigt und umgebracht. Der Verdächtige Ali B. setzte sich zunächst in den Irak ab, wurde dann aber abgeschoben und von der Bundespolizei nach Deutschland überführt. Bei seiner Vernehmung gestand er, das Mädchen umgebracht zu haben, bestritt aber eine Vergewaltigung. Er sitzt in Frankfurt/Main in Untersuchungshaft.

Sie sei ohne Wissen des "Vorfalls" zusammen mit ihrem Sohn aus Deutschland nach Kurdistan gereist, behauptete Ali B.s Mutter. Ihr schwer kranker Mann habe vor seinem Tod seine Verwandten ein letztes Mal sehen wollen. Vom Mord an Susanna habe sie erst nach der Verhaftung von Ali B. erfahren. Sonst hätten sie Deutschland nicht verlassen, schilderte die Mutter. Das Leben der Familie in Deutschland beschrieb sie als "sehr normal".

Die Abschiebung aus dem Nordirak, bei der Bundespolizeichef Dieter Romann vor mehr als einer Woche anwesend war, stieß auf Skepsis von Rechtsexperten und der Kritik irakischen Zentralregierung, da es laut Bagdad kein Auslieferungsabkommen zwischen dem Irak und Deutschland gebe. Einem Bericht des "Spiegels" zufolge hat sich Romann dabei auf einen Präzedenzfall berufen. Demnach verwies er im Telefonat mit Staatssekretär Hans-Georg Engelke auf die Abschiebung des KZ-Wächters John Demjanjuk aus den USA nach Deutschland. Demjanjuk legte damals vergeblich Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein und wurde später als Holocaust-Mittäter verurteilt.

Nach Einschätzung des Präsidenten des Verbands Deutscher Strafverteidiger (DSV), Jürgen Möthrath, werden die Umstände der Abschiebung jedoch keine Auswirkungen auf einen Prozess gegen Ali B. haben: "Für den Prozess ist es unerheblich, ob die Rückführung rechtswidrig war", sagte er der "Bild am Sonntag". Sollten sich die beteiligten Bundesbeamten für eine vermeintliche Freiheitsberaubung verantworten müssen, gehe es um das Motiv. "Und da ging es darum, einen tatverdächtigen Mörder dingfest zu machen. Da ist höchstens mit einer Geldstrafe zu rechnen."