In Afghanistan versperrt der anhaltende Krieg mit den radikalislamischen Taliban und anderen Terrorgruppen Millionen von Kindern den Zugang zu Bildung. Fast die Hälfte der 7-bis 17-Jährigen - Schätzungen der UNICEF zufolge sind das rund 3,7 Millionen - geht nicht zur Schule, heißt es in einer Studie, die das UNO-Kinderhilfswerk erstellte.
Es mangelt auch an Lehrern und Schulen. Zahlreiche Bildungsstätten wurden von den Taliban, aber auch von der Regierung selbst, geschlossen. Tiefe Armut, Diskriminierung von Mädchen, Kinderehen, Kinderarbeit und Vertreibung versperrten oftmals den Weg zur Bildung, heißt es in dem Bericht, den UNICEF mit dem Bildungsministerium des Landes und der US-Entwicklungsbehörde USAID verfasst hat.
Mädchen sind laut UNICEF besonders benachteiligt. Im landesweiten Durchschnitt seien 60 Prozent der afghanischen Kinder, die nicht in die Schule gehen, weiblich; in einigen Provinzen wie Kandahar, Helmand, Wardak, Paktika, Zabul und Urzgan erhielten bis zu 85 Prozent der Mädchen keine Bildung.
Höchst gefährdet
"Wenn Kinder nicht in die Schule gehen, sind sie in höherer Gefahr, missbraucht, ausgebeutet oder rekrutiert zu werden", kommentierte die Leiterin von UNICEF Afghanistan, Adele Khodr, die besorgniserregenden Daten.
Die Zahl der Schulabbrecher ist den Angaben zufolge relativ gering: 85 Prozent der Mädchen und Buben, die eingeschult wurden, schließen demnach die Volksschule ab; 90 Prozent der Mädchen und 94 Prozent der Buben, die eine weiterführende Schule besuchen, schließen auch die Sekundarstufe ab.
Problem der Einschulung
Das größte Problem ist die Einschulung selbst. Um diese Hürde zu überwinden, könnte auf Gemeindeebene Bildung in Gemeinschaftsräumen oder Wohnhäusern organisiert werden, schlägt UNICEF vor. Das sei besonders für Mädchen wichtig, die wegen der "Sicherheitslage" oder aus Angst vor Belästigung keinen Schulweg auf sich nehmen könnten. Die UNO-Organisation habe das afghanische Bildungsministerium bei der Entwicklung einer nationalen Bildungsstrategie unterstützt und 2017 rund 6.000 einfache Schulen und Lernzentren auf Gemeindeebene eingerichtet. Weiters hat sie laut Eigenangaben 3,5 Millionen Kinder mit Schulmaterial versorgt.