Wieder trauern die Menschen in den USA nach einem Amoklauf an einer Schule: Am Freitag hat ein 17-Jähriger mutmaßlich zehn Mitschüler an einer High School im texanischen Santa Fe erschossen und weitere zehn schwer verletzt.
Laut Statistiken der US-Tageszeitung “Washington Post” hält das Jahr 2018 somit einen traurigen Rekord: Bereits 16 Schulschießereien zählt die Zeitung in diesem Jahr, genauso viele wie im gesamten Jahr 2014 – das Jahr mit den meisten Amokläufen an Schulen bis dahin.
Mehr Tote Kinder als Soldaten
Die Zeitung hat die Toten von Schulschießereien mit den Verlusten in der US-Armee in diesem Jahr abgeglichen. Das traurige Resultat ist, dass an Schulen in den USA bisher mehr Amerikaner gestorben sind als bei den Einsätzen des Militärs: 29 Tote an Schulen gegenüber 13 Toten in der US-Armee. Weil die Zeitung noch von acht Toten in Texas ausgeht, ist die Opferzahl sogar noch höher.
Wieder Debatte über Waffengesetze
Nach tödlichen Schüssen auf zehn Menschen an einer Schule in Texas ist ein Teenager wegen Mordes angeklagt worden. Die Tat des 17-Jährigen am Freitag in Santa Fe nahe Houston entfachte die Debatte über die Waffengesetze in den USA neu.
Präsident Donald Trump versprach in einer ersten Reaktion besseren Schutz für Schüler. In der Vergangenheit hatte die einflussreiche Waffenlobby strengere Vorschriften stets verhindert.
Unter den Todesopfern waren neun Schüler, wie Gouverneur Greg Abbott sagte. Weitere zehn Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Unter den Schwerverletzten sind auch zwei Polizisten. Der Beschuldigte erschien noch am Abend in Handschellen erstmals vor Gericht. Er hielt seinen Kopf gesenkt - offenbar, um nicht in die Kameras zu blicken. In Santa Fe versammelten sich am Abend Bewohner zum Gedenken an die Opfer.
Über dem Weißen Haus wehte die Flagge auf Halbmast. Präsident Donald Trump versprach entschlossenes Handeln gegen die Gewalt. Schon nach dem Schulmassaker in Florida mit 17 Toten im Februar hatte Trump zugesagt, sich für schärfere Waffengesetze stark zu machen. Wenige Wochen später sicherte der Präsident jedoch der mächtigen Waffenlobby NRA erneut seine Unterstützung zu.
Im Internet tauchten Bilder auf, die den mutmaßlichen Schützen mit einem schwarzen T-Shirt und der Aufschrift "Born to Kill" zeigen. "Das war vielleicht das einzige Warnsignal überhaupt", sagte Abbott. Mitschüler beschrieben den jungen Mann als Eigenbrötler, der oft in einem schwarzen Trenchcoat unterwegs war.
Ex-Freundin wahrscheinlich unter Opfern
Das Motiv des Schützen war nicht völlig klar. Er hat keinerlei kriminelle Vergangenheit und wird als ein überdurchschnittlich guter Schüler beschrieben. Angeblich soll unter den Opfern seine Ex-Freundin sein, das wurde aber nicht offiziell bestätigt.
Der Täter benutzte zwei Schusswaffen, die seinem Vater gehörten. Er habe die Absicht gehabt, Selbstmord zu begehen, sagte Gouverneur Abbott, aber dann habe ihn der Mut verlassen.
School Shootings in den USA
Seit 1. August 1966 sind in den USA insgesamt rund 150 sogenannte School Shootings mit vier oder mehr Toten verübt worden. Das ging aus einer Analyse der "Washington Post" nach dem Amoklauf in Parkland im Februar hervor. Das bedeutet, dass praktisch in jedem Jahr drei solcher Bluttaten begangen wurden. Im Folgenden eine Chronologie einiger der schwersten Fälle der vergangenen Jahre:
Houston (Texas), Mai 2018: Durch Schüsse in einer High School im US-Bundesstaat Texas werden nach ersten Angaben mindestens acht Menschen getötet. Laut einem Augenzeugenbericht marschierte ein bewaffneter Angreifer in die Santa Fe High School in einem Vorort von Houston und eröffnete das Feuer. Bei dem Schützen soll es sich um einen Schüler handeln.
Parkland (Florida), Februar 2018: Der 19-jährige Nikolas Cruz nimmt am Valentinstag eine Waffe und eine große Menge Munition mit in seine ehemalige Schule, die Marjory Stoneman Douglas High School. Er erschießt 17 Menschen und verletzt Dutzende weitere. Der Schütze selbst wird verhaftet, die Staatsanwaltschaft fordert Ende März die Todesstrafe für ihn.
Newtown (Connecticut), Dezember 2012: Adam Lanza, ein 20-Jähriger mit schweren psychischen Problemen, erschießt zunächst seine Mutter und begibt sich dann in seine ehemalige Volksschule, die Sandy Hook Elementary School. Dort ermordet er 20 Schulkinder und sechs Lehrer. Anschließend tötet er sich selbst. Vor seiner Tat hatte er sein Zimmer drei Monate lang nicht verlassen. Lanza hegte seit seiner Kindheit Gewaltfantasien. Für die Tat nutzte er legal erworbene Gewehre seiner Mutter.
Blacksburg (Virginia), April 2007: Der 23-jährige Südkoreaner Cho Seung-hui erschießt zunächst zwei Studenten in einem Wohnheim und verletzt mehrere schwer. Etwa zwei Stunden später verriegelt er die Türen eines anderen Uni-Gebäudes mit Ketten, damit niemand fliehen kann. Dann beginnt er, auf weitere Studenten und Lehrkräfte zu schießen. Insgesamt ermordet er 32 Menschen, anschließend tötet er sich selbst. Der Täter lebte als Englischstudent in den USA. Obwohl er in psychiatrischer Behandlung war, konnte er die Tatwaffen legal erwerben. Es ist der bisher blutigste Amoklauf an einer US-Hochschule.
Nickel Mines (Pennsylvania), Oktober 2006: Der Fahrer eines Milchwagens erschießt im Bundesstaat Pennsylvania fünf Mädchen in einer Amish-Schule. Der 32-Jährige tötet die Kinder mit Kopfschüssen. Sieben weitere Schülerinnen werden verletzt. Als Polizisten die Schule stürmen, nimmt er sich das Leben.
Littleton (Colorado), April 1999: Zwei Schüler dringen in Littleton bei Denver in die Columbine High School ein und erschießen 13 Menschen. Anschließend nehmen sie sich selbst das Leben. Die Täter hatten nach Angaben der Polizei Pläne, die Schule in die Luft zu sprengen und 500 Mitschüler zu töten.