Wieder Blut und Tränen an einer Schule in den Vereinigten Staaten: Nach Schüssen an der Santa Fe High School im Bundesstaat Texas sind nach Angaben von Gouverneur Greg Abbott zehn Menschen gestorben. Weitere zehn wurden zum Teil schwer verletzt, darunter zwei Polizisten. Bei den Toten soll es sich um neun Schüler und eine Lehrkraft handeln.
Es habe diesmal, anders als etwa bei den Todesschüssen von Parkland in Florida, kaum Warnzeichen gegeben, hieß es weiter. Ein mutmaßlicher Täter wurde festgenommen. Es handelt sich um einen 17 Jahre alten Schüler. Nach Abbotts Angaben hantierte er mit zwei Schusswaffen, darunter ein Revolver, die seinem Vater gehörten. Auch unter den vergleichsweise laxen Waffengesetzen von Texas dürfen solche Waffen nicht an Personen unter 18 Jahren weitergegeben werden. Der junge Mann habe die Absicht gehabt, Selbstmord zu begehen. Er wurde festgenommen und noch am Freitag wegen Mordes angeklagt.
Augenzeugen berichten, der Angreifer habe erst auf dem Flur, dann in einer Kunstklasse um sich geschossen. Mehrere Schüler versteckten sich in einer Abstellkammer. Er öffnete die Tür und rief "Überraschung".
"Born to Kill"
Im Internet tauchten Bilder auf, die den mutmaßlichen Schützen mit einem schwarzen T-Shirt und der Aufschrift "Born to Kill" zeigen. "Das war vielleicht das einzige Warnsignal überhaupt", sagte Abbott. Mitschüler beschrieben den jungen Mann als Eigenbrötler, der oft in einem schwarzen Trenchcoat unterwegs war. Der Mann wurde noch am Freitag wegen Mordes angeklagt.
Eine weitere Person von Interesse sei in Gewahrsam, sagte Sheriff Ed Gonzalez. Experten der Polizei fanden in der Schule und in der Nähe Sprengsätze - ein Molotow-Cocktail und eine mit CO2 gefüllte Gerätschaft. Sie wurden gesichert und von Sprengstoffexperten untersucht.
Letzter Tag der Prüfungen
Es war der letzte Tag nach einer Reihe von schulinternen Prüfungen an der Sante Fe High School. Die Schüler stehen dabei unter erhöhtem Leistungsdruck, es geht letztlich auch um die Frage, ob sie später einmal aufs College gehen können. 1500 Schüler lernen an der Einrichtung, die meisten davon sind Weiße. Der Ruf der Schule ist mittelmäßig.
Am Morgen, zum Schulstart um 8.00 Uhr, tönte der Alarm durchs Schulhaus. Alle mussten raus. "Ich bin nur gerannt, ich habe nichts gesehen", sagte ein Mädchen. Andere berichteten, wie ein Schütze in ihr Klassenzimmer trat und das Feuer eröffnete. "Eine Mitschülerin wurde ins Bein getroffen", sagte ein Schüler.
Die Polizei und die Feuerwehr rückten mit einem Großaufgebot an. Auch Experten für Sprengstoffentschärfung waren dabei. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, besonders sorgsam zu sein. "Wer etwas Verdächtiges sieht, sollte sofort 911 wählen", teilte die Polizei mit Blick auf die US-Notrufnummer mit.
US-Präsident Donald Trump ließ sich informieren. "Erste Berichte sehen nicht gut aus", schrieb er auf Twitter. "Wir beobachten die Situation sehr genau", sagte Trump und bezeichnete die Tat als "absolut schrecklich". Es müsse künftig sichergestellt werden, dass Schusswaffen nicht in die Hände derer geraten, die eine Bedrohung darstellen. "Dies ist ein sehr trauriger Tag", sagte der Präsident.
Tote und Verletzte durch Schusswaffen sind an US-High-Schools keine Seltenheit. Seit dem Schulmassaker von Parkland, bei dem im Februar 17 Menschen starben, gab es landesweit Proteste von Schülern für eine Verschärfung der Waffengesetze. Im April hatten bei rund 2.500 Veranstaltungen in den gesamten USA Schüler gegen die Waffengewalt protestiert, vielerorts wurde die Schule bestreikt.
Trump hatte erst vor wenigen Wochen ungeachtet dieser Proteste der mächtigen Waffenlobby seine Unterstützung zugesichert. "Eure Rechte aus dem zweiten Verfassungszusatz stehen unter Beschuss, aber sie werden niemals unter Beschuss stehen, solange ich euer Präsident bin", hatte Trump auf der Jahresversammlung der Waffenlobby NRA (National Rifle Association) in Dallas erklärt. Der zweite Verfassungszusatz verankert das Recht auf Selbstverteidigung - und damit auf Waffenbesitz. Nach dem Massaker von Parkland hatte Trump zunächst eine Verschärfung der Waffengesetze befürwortet, war aber später davon wieder abgerückt.