Ein belgischer Diakon und früherer Krankenpfleger hat vor Gericht gestanden, für den Tod zahlreicher Menschen verantwortlich zu sein. Der Angeklagte habe beim Prozessauftakt im nordbelgischen Brügge am Montag ein Geständnis abgelegt, berichteten belgische Medien am Dienstag. Er sagte demnach aus, er habe dem Leiden der oft alten Menschen ein Ende setzen wollen.
Der in belgischen Medien oft auch als "Diakon des Todes" bezeichnete Angeklagte gab die Zahl seiner Opfer mit "maximal 20" an - die Ermittler gingen von rund 50 möglichen Fällen aus. Seinen Opfern verabreichte er tödliche Mengen des Schmerzmittels Valium oder er injizierte ihnen Luft in die Venen. Die meisten seien schon sehr alt gewesen, sagte der 61-Jährige vor Gericht. "Sie lebten fast nicht mehr", er habe ihrem Leiden verkürzen wollen.
80er und 90er Jahre
Der Angeklagte hatte in den 80er- und 90er-Jahren in einem Krankenhaus in Menen an der französischen Grenze als Krankenpfleger gearbeitet. 1996 wurde er zum Dekan ernannt, danach war er noch bis 2011 als Seelsorger in der Klinik tätig.
Die Polizei wurde 2014 auf den Diakon aufmerksam, nachdem er auf Anraten seiner Frau einem Psychotherapeuten anvertraut hatte, "bei Dutzenden Menschen aktive Sterbehilfe geleistet" zu haben. Er habe unter Alpträumen gelitten, berichtete der Angeklagte nun. "Ich brauchte dringend eine Therapie". Deshalb habe er damals stark übertrieben und von Dutzenden Fällen gesprochen.
Während der Ermittlungen hatte der Mann gestanden, zwei Patienten und vier Angehörige, darunter seine Mutter und sein Stiefvater, getötet zu haben, um ihnen weiteres Leiden zu ersparen. Den Vorwurf des Mordes wies er zurück. Vor Gericht sagte er nun, er bereue seine Taten. Heute würde er sich an Schmerztherapeuten wenden.
Aktive Sterbehilfe
Aktive Sterbehilfe ist in Belgien seit 2002 erlaubt. Die meisten der dem Diakon zur Last gelegten Fälle lagen aber vor dem Stichtag. Zudem unterliegt die legale Sterbehilfe strengen Kontrollen. Dem Diakon droht eine lebenslange Haftstrafe.