Bei einem schweren Zugunglück im Nordwesten der USA sind mindestens drei Menschen ums Leben gekommen und 100 weitere verletzt worden. Der Zug entgleiste nach Behördenangaben am Montag bei der ersten Fahrt auf einer modernisierten Strecke im US-Bundesstaat Washington. Mehrere Waggons stürzten dabei von einer Brücke auf eine vielbefahrene Straße.
Viel zu schnell
Der im US-Bundesstaat Washington entgleiste Zug ist nach Behördenangaben deutlich zu schnell unterwegs gewesen. Auf einer Strecke, auf der umgerechnet 48 Kilometer Stundenkilometer erlaubt sind, sei der Zug 128 Stundenkilometer schnell gefahren, teilten Ermittler der US-Verkehrsbehörde am späten Montagabend (Ortszeit) mit. Es sei "zu früh zu sagen", warum der Zug mit rund 80 Passagieren an Bord so schnell fuhr, sagte Behördenvertreterin Bella Dinh-Zarr vor Journalisten. Die Geschwindigkeitsangabe sei eine Schätzung auf der Grundlage von Messungen eines Datenrekordes in der Lokomotive des Unglückszuges.
Waggons stürzten von Brücke
Der Amtrak-Zug mit 77 Passagieren und sieben Bahnmitarbeitern auf dem Weg von Seattle nach Portland entgleiste gegen 7.40 Uhr morgens in einer Kurve nahe der Stadt DuPont. Waggons stürzten von der Eisenbahnbrücke auf die Schnellstraße Interstate 5 und beschädigten mitten während der Rushhour fünf Autos und zwei Lastwagen. "Als wir an den Unfallort kamen, war klar, dass es Todesopfer und Verletzungen gibt", sagte der Polizeisprecher von Pierce County, Ed Troyer. Demnach kam in den Autos aber niemand ums Leben.
Eine Polizeisprecherin sprach später von mindestens drei Todesopfern. Rund 100 Menschen wurden demnach in Krankenhäuser gebracht. Einige Menschen hätten sehr schwere Verletzungen erlitten, die Zahl der Toten könne deswegen noch ansteigen. Der Präsident der Bahngesellschaft Amtrak, Richard Anderson, zeigte sich erschüttert über den Vorfall und versprach den Passagieren, Bahnmitarbeitern und ihren Familien Hilfe.
Der Zug befuhr die neu instand gesetzte Strecke zum ersten Mal - neue Lokomotiven, modernisierte Schienen und eine bessere Signaltechnik sollten die Fahrt zwischen Seattle und Portland im Bundesstaat Oregon verkürzen.
Die US-Verkehrssicherheitsbehörde entsandte Experten, um die Unfallursache aufzuklären. In den vergangenen Monaten hatten Lokalpolitiker und Behördenvertreter mehrfach Sicherheitsbedenken geäußert: Sie sorgten sich besonders um die Geschwindigkeit der Züge in den Kurven, die bis zu 127 Stundenkilometer erreichen sollte. Die Verkehrsbehörde des Bundesstaates versicherte, es habe wochenlang Inspektionen und Versuche gegeben.
"Plötzlich haben wir dieses Geschaukel gefühlt und ein knarrendes Geräusch gehört, und es hat sich angefühlt, als ob wir einen Hügel herunterfahren", sagte der Fahrgast Chris Karnes einem lokalen Fernsehsender. "Wir werden in die Vordersitze geschleudert, Fenster zerbrechen, wir kommen zum Stehen, aus dem Zug läuft Wasser. Die Menschen haben geschrien."
Die neuen Lokomotiven sind zwar mit einer Technologie ausgestattet, welche die Geschwindigkeit der Züge kontrolliert und sie in Gefahrensituationen automatisch abbremst. Die Technologie sollte den Behörden zufolge aber erst im kommenden Jahr genutzt werden, wenn sie auf der gesamten Strecke einsatzbereit ist.
US-Präsident Donald Trump wies nach dem Unglück auf seinen Infrastrukturplan hin. Der Unfall sei der Grund, warum seinem Plan, "der bald beantragt wird", schnell zugestimmt werden müsse, schrieb er auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter. Zudem sprach er den Betroffenen Mut zu und drückte seine Betroffenheit aus:
Bereits 2015 war ein Amtrak-Zug in einer Kurve entgleist. Damals kamen in Philadelphia acht Menschen ums Leben. Der Zug war mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs.