Im April wird sie 84 Jahre alt, und sie bleibt unermüdlich für ihre gute Sache unterwegs: Die britische Schimpansenforscherin Jane Goodall denkt weder an Pension noch ein Leisetreten, bekräftige sie bei einer Pressekonferenz am Montag in Wien. Hier wurden am Wochenende die Weichen für ihr Vermächtnis gestellt. Einen einzelnen Wunschkandidaten, der die globalen Agenden übernimmt, gibt es nicht.
Die Nachfolge werde sich "vor Ort organisch regeln", zeigte sich die von der Queen geadelte Pionierin der Primatenforschung überzeugt. Goodall hat seit den späten 50er-Jahren dieses Feld revolutioniert: Ursprünglich war sie für reine Beobachtungen nach Tansania gereist, stellte aber eigene Studien an, die viele neue Erkenntnisse brachten. So entdeckte sie etwa als allererste, dass Schimpansen Fleisch fressen, untereinander kommunizieren, Gefühle zeigen und Werkzeuge bedienen können. Sie wies zudem nach, dass es sich um "individuelle Persönlichkeiten" handelt.
Goodall muss "muss schneller werden"
Ja, das viele Reisen sei "sehr beschwerlich", gestand Goodall vor Medienvertretern ein. "Aber mir bleibt immer weniger Zeit. Daher darf ich nicht langsamer, sondern muss schneller werden. Es gibt so viel zu tun." Seit Jahrzehnten ist die umtriebige Britin rund 300 Tage pro Jahr unterwegs - allein bis Weihnachten bereist sie drei Kontinente, erzählte sie. Sie trifft internationale Entscheidungsträger, hält Vorträge vor Jung und Alt und sammelt für ihre unzähligen Projekte. Zu den bekanntesten zählt die 1991 mit Schülern in Tansania gegründete Nachwuchs-Aktion "Roots and Shoots" ("Wurzeln und Sprösslinge"), die mittlerweile Zehntausende Mitglieder in knapp 120 Ländern umfasst. Diese engagieren sich vor allem in lokalen Umwelt- und Sozialprojekten.
Von Anfang an lag ihr nicht nur das Wohl der Menschenaffen am Herzen, sie setzt auf die Verbindung Mensch, Tier und Natur. Die Erhaltung des Lebensraumes der Primaten ist ihr ein großes Anliegen, aber auch humanitäre Aspekte stehen im Fokus. "Unsere globale Familie arbeitet konsequent daran, diesen Planeten zu einem besseren Ort für alle Lebewesen zu machen, die ihn miteinander teilen", untermauerte sie im Rahmen des internationalen Treffens in Wien ihr Leitmotiv. Dabei setzt sie auf Hilfe zur Selbsthilfe.
Das erste nach ihr benannte Institut wurde 1977 gegründet, mittlerweile umfasst die Organisation "Jane Goodall Global" mehr als 30 national organisierte Ableger. Das österreichische Pendant wurde 2003 ins Leben gerufen. Zu den prominenten heimischen Ehrenbotschaftern zählen die Wiener Sängerknaben. Die in London geborene UN-Friedensbotschafterin ist Mitglied der französischen Ehrenlegion; heuer wurde ein Asteroid nach ihr benannt.