Beim Einsturz einer Fußgängerbrücke über die Moldau sind am Samstag in Prag vier Menschen verletzt worden. In den Medien wurden nun schwere Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung erhoben. Demnach habe ein Gutachten aus dem Jahr 2012 die weitere Lebensdauer der Brücke auf maximal fünf bis sieben Jahre geschätzt. Der Stadtrat kam zu einer Sondersitzung zusammen.

Wieso die Brücke für Fußgänger und Fahrradfahrer einstürzte, soll nun ein Statiker klären. Die Spannseile seien durch Rost geschwächt gewesen. Oppositionspolitiker kritisierten, der Unterhalt der Brücken in der Moldaumetropole werde seit Jahren vernachlässigt.

Die 260 Meter lange Fußgängerbrücke aus dem Jahr 1984 verband den nördlichen Prager Stadtteil Troja, wo sich der Botanische und der Zoologische Garten befinden, mit der sogenannten Kaiserinsel. Prag entging offenbar nur knapp einer größeren Katastrophe: Im Sommer wären auf dem Weg in den Zoo viele Familien mit Kindern über die Brücke geströmt. Zur Querung der Moldau an der Stelle soll nun provisorisch eine Fährverbindung eingerichtet werden.

Die als Hängebrücke ausgeführte Konstruktion gab am Samstagnachmittag unvermittelt nach. Der Gehweg aus Betonplatten war an Stahlseilen aufgehängt und fiel auf voller Länge in den Fluss. Nur noch das Geländer ragte aus dem Wasser. "Ich habe einen merkwürdigen Knall gehört", berichtete ein Kajakfahrer der Zeitung "Blesk". Die Feuerwehr suchte stundenlang nach möglichen Verschütteten unter den Trümmern. Boote und Taucher sowie ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera und Spürhunde wurden eingesetzt, der Schiffsverkehr vorübergehend eingestellt. Es wurde kein weiteres Opfer gefunden.