Nach zweieinhalb Tagen Flugverbot wegen eines drohenden Vulkanausbruchs hat der internationale Airport der indonesischen Ferieninsel Bali wieder geöffnet. Der Betrieb wurde am Mittwoch um 15.00 Uhr Ortszeit (8.00 Uhr MEZ) wieder aufgenommen. Für ausreisewillige Urlauber, darunter viele Österreicher, hat sich die Lage dennoch nicht schlagartig entspannt.

Wegen der Gefahr durch den Vulkan Mount Agung im Osten der Insel waren seit Montag alle Flüge gestrichen worden. Noch am Mittwoch sei es bei 430 In- und Auslandsflügen zu Störungen gekommen, sagte ein Flughafensprecher. Zuvor war die Gefährdungsstufe auf die zweithöchste gesenkt worden. Ursprünglich hatten die Behörden angekündigt, dass der Airport bis Donnerstag geschlossen bleibe. Befürchtet wurde insbesondere, dass Vulkanasche die Triebwerke von Passagiermaschinen beschädigt.

Alarmstufe Rot

Rund um den Berg galt weiter Alarmstufe Rot. "Der Krisenstab der lokalen Behörden evaluiert die Lage stündlich. Eine erneute Schließung kann nicht ausgeschlossen werden", sagte Thomas Schnöll, Sprecher des Außenministeriums in Wien, auf APA-Anfrage. Die großen internationalen Linien müssen Denpasar zudem erst einmal wieder anfliegen, ehe es wieder Abflüge geben kann. Für auf die Abreise wartende Urlauber könnte das ein enges Zeitfenster bedeuten. Dazu kommt, dass sich am internationalen Airport in Denpasar mittlerweile ein enormer Rückstau an Reisenden gebildet hat. Zehntausende Urlauber konnten wegen des befürchteten Ausbruchs in den vergangenen Tagen die Insel nicht verlassen. Auch rund 550 österreichische Touristen hielten sich aktuell auf Bali auf.

Ein Teil der Urlauber möchte durchaus noch auf der Insel bleiben, meist jene, die ohnehin längerfristig gebucht haben. Andere Österreicher möchten jetzt aber so schnell wie möglich weg - vor allem jene, deren Ferien eigentlich schon früher vorbei gewesen wären. Viele von ihnen suchen jetzt nach Abreisemöglichkeiten abseits des überrannten internationalen Flughafens. Ein Mitarbeiter der Botschaft unterstützt sie an Ort und Stelle. Seine Hauptaufgabe derzeit besteht darin, logistische Unterstützung für solche alternative Routen zu finden. Wer sich mit Bus und Fähre auf den Weg zum nächsten derzeit offenen Airport macht, muss mitunter lange Strecken in Kauf nehmen. Schnöll sprach von "bis zu 13 Stunden langen Busfahrten". Allein bis Mittwochmittag hat der Botschaftsmitarbeiter Dutzende Österreicher diesbezüglich betreut und dazu noch etliche weitere EU-Bürger.

Sperrzone

Rund um den mehr als 3.000 Meter hohen Vulkan gilt unterdessen immer noch die höchste Alarmstufe. Das Gebiet wurde im Umkreis von zehn Kilometern zur Sperrzone erklärt. Etwa 100.000 Anrainer wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Bisher haben aber nur etwa 30.000 in Notunterkünften Zuflucht gesucht. Viele wollen die Gegend nicht verlassen, weil sie Diebstahl und Plünderungen fürchten. Über dem Vulkan stand am Mittwoch weiterhin eine gewaltige, mehr als drei Kilometer hohe Rauchwolke. Immer wieder waren kleinere Eruptionen zu hören. Ob es tatsächlich einen großen Ausbruch geben wird, weiß niemand. Schon Mitte September hatten viele Anzeichen auf eine unmittelbar bevorstehende größere Eruption hingedeutet. Dann entspannte sich die Lage aber wieder.

Der Gunung Agung ("Wunderbarer Berg"), wie er in der Landessprache heißt, war zuletzt in den Jahren 1963 und 1964 ausgebrochen. Damals kamen mehr als 1.100 Menschen ums Leben. Der Inselstaat Indonesien mit seinen mehr als 250 Millionen Einwohnern liegt auf dem Pazifischen Feuerring. In dem Gebiet treffen verschiedene Platten der Erdkruste aufeinander, es kommt oft zu Erdbeben und vulkanischen Eruptionen. In Indonesien gibt es insgesamt etwa 130 aktive Vulkane.