Die am 30. November endende Sturmsaison in der Karibik war eine der heftigsten der Geschichte. Rund 280 Menschen kamen ums Leben, die Schäden gehen in die Milliarden. Die von den Hurrikans verwüsteten Regionen werden noch lange mit den Folgen zu kämpfen haben.

Wenn die Sonne in der Karibik versinkt, wird es auf Puerto Rico finster. Auch mehr als zwei Monate, nachdem die Insel von Hurrikan "Maria" getroffen wurde, hat noch immer mehr als die Hälfte der Menschen keinen Strom. Händlern werden die Stromgeneratoren aus den Händen gerissen, in den Einkaufszentren scharen sich die Menschen um die Steckdosen, um ihre Handys aufzuladen. Früher trafen sich die Puerto Ricaner zum Essen oder auf einen Kaffee. Jetzt kommen sie in den Häusern jener Verwandten zusammen, die wieder Strom haben, um Wäsche zu waschen oder warm zu duschen.

Die Wirtschaftsleistung des ohnehin schon hoch verschuldeten Puerto Rico ist eingebrochen. Schon seit Jahrzehnten zieht es die Jungen auf das US-Festland - der Tropensturm verstärkte diesen Exodus noch einmal: Vorsichtigen Schätzungen zufolge verließen bereits rund 100.000 Puerto Ricaner die Insel.

Leid und Zerstörung

Leid und Zerstörung brachten die Stürme der nun auslaufenden Hurrikan-Saison am Atlantik. Auf den Inseln der Karibik und in den USA kamen insgesamt rund 280 Menschen ums Leben. Die Naturgewalten machten tausende Häuser dem Erdboden gleich, vernichteten Ernten, zerstörten Straßen. Die Karibikinsel Barbuda wurde komplett evakuiert und ist bis heute unbewohnbar.

Die Schäden gehen in die Milliarden. Die diesjährige Hurrikan-Saison sei die bisher teuerste gewesen, sagte Miroslav Lajcak, Präsident der UN-Vollversammlung. Die betroffenen Karibikländer allein baten die internationale Gemeinschaft um Hilfe bei den Wiederaufbaukosten von geschätzten fünf Milliarden Dollar (etwa 4,3 Milliarden Euro).

Die Hurrikan-Saison 2017 in der Karibik endet am 30. November. Sie wird als eine der bisher heftigsten in die Geschichte eingehen. Meteorologen messen die Intensität über die Akkumulierte Zyklon-Energie (ACE), eine Kombination aus Stärke und Dauer von Tropenstürmen und Hurrikans. Der durchschnittliche ACE-Wert für eine Hurrikan-Saison in der Karibik liegt bei 92 Einheiten. Nach Angaben der Colorado State University beträgt der ACE-Wert für die nun zu Ende gehende Saison 226 Einheiten. Damit war 2017 das fünftheftigste Hurrikan-Jahr nach 1893, 1926, 1933 und 2005.

Verheerende "Irma"

"Für die heftige Hurrikan-Saison gibt es mehrere Gründe. Zum einen war die Temperatur der Meeresoberfläche überdurchschnittlich hoch, zum anderen war die Windscherung gering", sagte Hurrikan-Experte Dan Kottlowski vom Wetterdienst AccuWeather. Mit Scherung beschreiben Meteorologen unterschiedliche Windgeschwindigkeiten und -richtungen an der Meeresoberfläche und in der Höhe. Eine schwache Windscherung begünstigt die Bildung starker Wirbelstürme.

Die Hurrikans der Saison 2017 brachen so manchen Rekord: "Irma" war mit Windgeschwindigkeiten von knapp 300 Kilometern pro Stunde der stärkste jemals gemessene Hurrikan im Atlantik außerhalb der Karibik und des Golfs von Mexiko. Hurrikan "Harvey" sorgte in Texas für den stärksten je von einem Tropensturm verursachten Regen auf dem US-Festland. Hurrikan "Nate" war mit einer Vorwärtsbewegung von 45 Kilometern pro Stunde der schnellste je gemessene Tropensturm im Golf von Mexiko.

Insgesamt bildeten sich in diesem Jahr 17 Tropische Stürme im Atlantik und in der Karibik, zehn davon erreichten Hurrikanstärke. Obwohl die Hurrikansaison in der Region offiziell erst am 1. Juni begann, formierte sich mit "Arlene" der erste Tropensturm bereits am 20. April. Hurrikans können entstehen, wenn die Wassertemperatur 26 Grad oder mehr beträgt. Die feucht-warme Luft steigt dann nach oben, beginnt zu wirbeln und gibt dem Sturm Energie.

Die von den Hurrikans verwüsteten Regionen werden noch lange mit den Folgen zu kämpfen haben. In Florida laufen zu Beginn der wichtigen Winterreisezeit vielerorts noch immer die Aufräumarbeiten. Das bereits jetzt völlig überschuldete US-Außengebiet Puerto Rico muss große Teile seiner Infrastruktur wieder aufbauen.

Wann sich der für die Karibikinseln so wichtige Tourismus wieder erholen wird, ist unklar. "Die Hurrikans betrafen rund 25 Prozent der Region, aber hundert Prozent des Tourismus. Die Urlauber haben geglaubt, dass alle Länder verwüstet wurden", sagte die Präsidentin des Internationalen Reise- und Tourismusrats (WTTC), Gloria Guevara. "Es gibt Reiseziele wie die Dominikanische Republik, die sich schon wieder erholt haben, aber die Mehrheit der Länder ist noch nicht soweit."