Weitere acht Millionen Menschen im Jemen könnten nach Angaben von Oxfam in den nächsten Tagen den Zugang zu sauberem Wasser verlieren, wenn die von Saudi-Araben geführte Militärkoalition die Blockade der nördlichen Häfen nicht aufhebt. Insgesamt 24 Millionen Menschen wären dann von der Wasserversorgung abgeschnitten und es drohe eine erneute Ausbreitung der Cholera-Epidemie, die gerade erst zurückgegangen war, warnte die Hilfsorganisation am Samstag.

In den nördlichen Gebieten Jemens gehen die Benzinvorräte laut Oxfam bald zu Ende. Diesel, der unter anderem für den Betrieb von Wasserpumpen und den Transport von Hilfsgütern erforderlich ist, reiche noch maximal für acht Tage.

An zentralen Orten wie dem Hafen von Hodeida ist die Wasserversorgung demnach von den Treibstoffvorräten der Vereinten Nationen abhängig. Hilfsorganisationen unterstützten die vorhandenen Systeme zur Wasserversorgung, doch wenn Treibstoff noch knapper und teurer werde, sei dies immer weniger möglich.

Ohne ein sofortiges Ende der Blockade der nördlichen Häfen würden innerhalb der nächsten acht Tage vier von fünf Menschen im Jemen ohne Zugang zu sauberem Wasser sein, warnte Oxfam. Oxfams Länderdirektor im Jemen, Shane Stevenson, sprach von einem "Akt der Barbarei". Die Bestrafung von Zivilisten sei niemals gerechtfertigt. "Das sind normale Menschen, deren Leben in diesem brutalen Stellvertreterkrieg zerrieben wird."

Die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition hatte am 6. November die Häfen im Norden des Landes blockiert, am 23. November jedoch erklärt, diese für Hilfsgüter wieder zu öffnen. Doch ohne Treibstoff könnten Hilfsgüter nicht transportiert, Generatoren in Krankenhäusern nicht betrieben und Wasserpumpen nicht am Laufen gehalten werden, erklärte Oxfam. Die humanitäre Situation dürfte sich somit kaum verbessern.

Im Jemen benötigen UN-Angaben zufolge mehr als 20 Millionen Menschen Hilfe, sieben Millionen Menschen stehen kurz vor einer Hungersnot. In dem Land kämpfen seit 2014 schiitische Huthi-Rebellen und mit ihnen verbündete Militäreinheiten des gestürzten Staatschefs Ali Abdullah Saleh gegen Truppen des sunnitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi. 2015 griff ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis zugunsten von Hadi in den Konflikt ein.

Das Militärbündnis wirft den Rebellen vor, über Hilfslieferungen Waffen zu schmuggeln. Sowohl Hodeida im Westen des Landes als auch die Hauptstadt Sanaa werden von den Huthi-Rebellen kontrolliert.