"Jede Frau und jedes Mädchen hat das Recht auf ein Leben ohne Gewalt", betonte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres anlässlich des "Internationalen Tages für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen" am heutigen Samstag. Der Welttag hat angesichts der laufenden "#Metoo"-Debatte besondere Brisanz.
"Gewalt gegen Frauen ist leider immer noch ein massives Problem, das unsere gesamte Gesellschaft durchzieht", betonte Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ). Sexismus sei "weit verbreitet", was nicht zuletzt die Diskussion im Rahmen von Kampagnen wie #Metoo gezeigt habe. Zugleich betonte sie, dass Österreich in Sachen Gewaltschutz "international an der Spitze" liege. Nun gehe es darum, Spitäler und Ärzte noch zusätzlich für das Erkennen von Opfern häuslicher Gewalt zu sensibilisieren.
"16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen"
International wird anlässlich des Welttages der Startschuss für die Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen" gegeben, in deren Rahmen zahlreiche Veranstaltungen stattfinden. In Österreich luden am Freitag Volksanwaltschaft, die MedUni Wien und der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser zu einer Auftaktveranstaltung. "Mögen unsere gemeinsamen Anstrengungen dazu beitragen, dass Schluss ist mit Blauschmucktragen", betonte Volksanwältin Gertrude Brinek (ÖVP) in Anspielung auf blaue Flecken bei Frauen, die von ihren Partnern geschlagen werden.
Guterres betonte, dass weltweit ein Drittel aller Frauen sexuelle oder psychische Gewalt erfahren müsse. 750 Millionen Frauen seien vor Erreichen des 18. Lebensjahres verheiratet worden und mehr als 250 Millionen litten unter Genitalverstümmelung. Die UNO will mit einer "Null-Toleranz Politik gegen sexuelle Belästigung innerhalb der Vereinten Nationen" vorangehen, so Guterres.
ÖVP-Frauen-Chefin Dorothea Schittenhelm kritisierte, dass in Österreich trotz des guten Gewaltschutzgesetzes "immer noch zu viele Frauen Opfer von häuslicher Gewalt" seien. Mit Blick auf die schwarz-blauen Regierungsverhandlungen forderte sie, in der nächsten Legislaturperiode mehr Maßnahmen zur Gewaltprävention umzusetzen. So sollten die Mittel für Hilfseinrichtungen ausgebaut und auf Ausbildung von Ärzten, Juristen und Polizisten gesetzt werden. "Unsere Devise lautet: Hinschauen, nicht wegschauen - und darüber reden! Denn auch in Österreich ist häusliche Gewalt immer noch ein zu großes Tabuthema."
Die Grüne Europaabgeordnete Monika Vana forderte, Gewalt gegen Frauen und Mädchen "auf allen Ebenen" zu bekämpfen. Sie bezog sich am Freitag auf eine Umfrage der EU-Grundrechteagentur unter 42.000 Frauen, von denen ein Drittel körperlicher oder sexueller Gewalt geworden seien. "Die Zahlen der Grundrechteagentur zeigen deutlich, dass Gewalt gegen Frauen ein großes Problem in der Europäischen Union ist. Doch leider nehmen sowohl EU-Kommission als auch Mitgliedstaaten das Problem nicht ernst", kritisierte Vana. Sie forderte eine "Null-Toleranz-Politik" und einen besseren Schutz von Betroffenen.
Die Vorsitzende der PRO-GE Frauen, Klaudia Frieben, forderte mehr Anstrengungen zum Schutz von Frauen am Arbeitsplatz. "Die #Metoo-Kampagne hat eindeutig gezeigt, dass viele Frauen am Arbeitsplatz Übergriffen - sei es verbaler oder körperlicher Natur - ausgesetzt sind", betonte die Gewerkschafterin. Zwar schütze das Gesetz die Frauen, doch sei dies "nicht genug: Wir wollen, dass die Arbeitgeber verstärkt in die Pflicht genommen werden, wenn es darum geht, Gewalt am Arbeitsplatz zu vermeiden." Ähnlich äußerte sich ÖGB-Bundesfrauensekretärin Isabella Guzi. die Arbeitgeber müssten "besser hinschauen, Betroffene ermutigen, sich zu wehren, und viel strenger in Fällen von Gewalt und sexueller Belästigung vorgehen".
Das Frauenkomitee der Bundesjugendvertretung kritisierte in Anspielung auf die #Metoo-Debatte, dass es bei Berichten von Frauen über Gewalterfahrungen immer wieder "eine Opfer-Täter-Umkehr" gebe. "Betroffene werden oftmals der Verleumdung beschuldigt, während die Gewalt auf Täterseite als Ausrutscher verharmlost wird. Das ist unverhältnismäßig und sehr problematisch, weil Gewaltopfer dadurch stark in die Enge getrieben werden", kritisierte Julia Rainer.