Auf der Route des verschollenen argentinischen U-Boots "ARA San Juan" soll es kurz nach der letzten Funkverbindung am 15. November eine Explosion gegeben haben. Eine "hydro-akustische Anomalie" im Meer wurde gemessen. Das teilte am Donnerstag die argentinische Marine in Buenos Aires unter Berufung auf einen Bericht von US-Behörden mit.

"Das registrierte Ereignis war anormal, einzig, kurz, gewaltig und nicht nuklearen Ursprungs", sagte Marinesprecher und Kapitän zur See Enrique Balbi auf einer Pressekonferenz. Es sei eine Explosion gewesen. Die Information sei der argentinischen Regierung vom US-Botschafter in Buenos Aires und über die argentinische Botschaft in Wien von der UN-Atomenergiebehörde weitergeleitet worden.

Die Explosion sei im Südatlantik in einem Radius von 125 Kilometern auf einer Entfernung von 430 Kilometern von der Küste registriert worden, sagte Balbi. Die Meerestiefe in der Gegend ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von 200 bis 3.000 Meter, da dort der Rand des unterseeischen Kontinentalhangs verläuft. Es werde weiter nach dem U-Boot gesucht.

Sauerstoffreserven für sieben Tage

Die Sauerstoffreserven für die U-Boot-Besatzung reichen unter Wasser nur für sieben Tage, diese Zeitspanne lief am Mittwoch ab. Unklar ist allerdings, ob das U-Boot nicht doch irgendwo manövrierunfähig an der Oberfläche treibt oder zumindest so weit oben im Meer schwimmt, dass es sich mit Sauerstoff versorgen kann.

Mehrere Staaten, darunter die USA, Großbritannien, Spanien und Norwegen unterstützen Argentinien bei der Suche und haben Schiffe, Flugzeuge oder technische Ausrüstung zur Verfügung gestellt. Diese suchen die Meeresoberfläche, den Meeresboden und das Wasser dazwischen ab. Die US-Marine hilft mit zwei Aufklärungsflugzeugen vom Typ P-8A Poseidon, die mit modernsten Messgeräten ausgestattet sind, berichtete der Sender CNN. Zentrale für den Rettungseinsatz ist die Stadt Comodoro Rivadavia, etwa 1.400 Kilometer südlich von Buenos Aires.

Unterstützung modernster Technik

Das norwegische Schiff "Skandi Patagonia" mit einem ferngesteuerten Unterwasserfahrzeug (ROV) und weiterer Ausstattung der US-Navy zur Tiefseebergung an Bord ist unterwegs in die Gegend, in der das verschollene U-Boot vermutet wird. Es hatte sich auf der Fahrt nordwärts von Ushuaia auf Feuerland zu seinem Heimathafen Mar del Plata, 400 Kilometer südlich von Buenos Aires, befunden.

Ein weiteres Schiff soll mit einem Mini-U-Boot an Bord folgen, das ebenfalls von der US-Marine für eventuelle Bergungsversuche am Meeresgrund eingesetzt werden soll. Die US-Marine hat auch vier unbemannte Unterseefahrzeuge (UUV) im Einsatz, die den Meeresgrund absuchen können.

Die US-Marine hat zwei Rettungssysteme bereitgestellt: Das bemannte "Submarine Rescue Chamber" wird mit einem Kabel von einem Schiff zu einem U-Boot hinabgelassen und kann dort bei der Einstiegsluke andocken. Bis zu sechs Menschen können gleichzeitig gerettet werden. Das System funktioniert bis in eine Tiefe von 260 Metern. Das ferngesteuerte "Pressurized Rescue Module" kann in Tiefen von mehr als 600 Metern andocken und bis zu 16 Menschen aufnehmen.

Die britische Luftwaffe schickte einen mit Unterwasser-Ortungsgeräten ausgestatten Airbus 330 Voyager. Das Flugzeug kann 291 Menschen transportieren und elf Tonnen Treibstoff aufnehmen. Zuvor hatte Großbritannien bereits Rettungsexperten und ein Hercules C-130 Transportflugzeug geschickt. Aus Deutschland wurde der Einsatz eines Seeaufklärers P-3 Orion angeboten.

Das russische Militär will Argentinien bei der Suche nach dem seit über einer Woche verschollenen U-Boot unterstützen. Verteidigungsminister Sergej Schoigu habe angeordnet, mehrere Experten und ein spezielles Tauchgerät zur Suche an die argentinische Küste zu schicken.

Ein Marineschiff befinde sich vor Westafrika und solle innerhalb kurzer Zeit verlegt werden, teilte das Ministerium am Donnerstag in Moskau der Agentur Tass zufolge mit. Zuvor hatte Kremlchef Wladimir Putin in einem Telefongespräch seinem argentinischen Kollegen Mauricio Macri Hilfe zugesichert.

Kein Signal seit 15. November

Vor mehr als einer Woche war das U-Boot "ARA San Juan" von Ushuaia in Feuerland ausgelaufen und gilt seitdem als vermisst. Nach der letzten Funkverbindung am 15. November befand sich das U-Boot in Gewässern des Golfs von San Jorge, etwa 430 Kilometer von der patagonischen Küste entfernt. An Bord befinden sich 44 Besatzungsmitglieder, unter ihnen eine Frau.  Nach den Berechnungen von Experten hätte der Sauerstoff an Bord des U-Boots bis maximal Mittwoch gereicht, wenn es seit der letzten Funkmeldung nicht mehr an der Wasseroberfläche war.

Auf dem Marinestützpunkt Mar del Plata schwankten die Angehörigen der Besatzungsmitglieder seit Tagen zwischen Hoffen und Bangen. "Ich bin zuversichtlich, sie werden zurückkommen", sagte am Mittwoch Fernanda Valacco, deren Mann zur Besatzung gehört. "Die Stunden vergehen, wir warten auf ein Wunder", sagte Elena Alfaro, die Schwester eines anderen vermissten Seemanns.

Die "ARA San Juan", ein U-Boot des Typs TR 1700, wurde von den damals dem Thyssen-Konzern gehörenden Nordseewerken in Emden gebaut und 1985 der argentinischen Kriegsmarine übergeben.