Allein 86 Objekte fanden die Ermittler im Juli in einem insolventen Auktionshaus in Berlin, wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Dienstag mitteilten.

Den entsprechenden Hinweis hatte der Insolvenzverwalter den Strafverfolgern gegeben. Die übrigen persönlichen Gegenstände des 1980 ermordeten Musikers entdeckte die Polizei bei der Festnahme eines mutmaßlichen Dealers am Montag in Berlin. Sie waren den Angaben zufolge im Kofferraum eines Autos des 58-Jährigen versteckt - in einer Mappe unter einer Plane an der Stelle, an der sich normalerweise der Reservereifen befindet. Der 58-Jährige sitzt nun in Untersuchungshaft.

Als möglicher Dieb der Gegenstände aus John Lennons Nachlass gilt der frühere Chauffeur von Yoko Ono, der Witwe des Musikers. Er lebt heute in der Türkei. Die genaue Beziehung des Ex-Chauffeurs zu dem mutmaßlichen Dealer, einem Deutschen mit türkischen Wurzeln, ist derzeit noch Gegenstand weiterer Ermittlungen.

John Lennons Brillen
John Lennons Brillen © AP

Der stellvertretende Leiter der Berliner Staatsanwaltschaft, Michael von Hagen, bezeichnete das Ermittlungsverfahren seiner Behörde im Fall Lennon als "außergewöhnlich wegen des musikhistorischen Hintergrunds". Die Ermittler seien "sehr erstaunt" über die Funde gewesen, die für Lennon-Fans "hochinteressant" seien.

Zu den beschlagnahmten Gegenständen aus Lennons Nachlass zählen nach Behördenangaben auch ein Mitschnitt eines Beatles-Konzerts sowie Postkarten und Notenblätter. Die drei Tagebücher stammen aus den Jahren 1975, 1979 und 1980 - das letzte also aus dem Todesjahr Lennons. Die letzte Eintragung stammt den Ermittlern zufolge von dem Tag, an dem Lennon erschossen wurde - dem 8. Dezember 1980. Lennon hatte notiert, er habe eine Verabredung mit der Fotografin Annie Leibovitz, die Aufnahmen von ihm und Yoko Ono machen wolle.

Um die in dem insolventen Auktionshaus entdeckten Gegenstände eindeutig Lennon zuschreiben zu können, wurde Yoko Ono im Zuge der Ermittlungen Ende Oktober beziehungsweise Anfang November in New York vernommen - im Beisein des deutschen Vizekonsuls. Zuvor hatten die deutschen Behörden Fotos der Fundstücke in die USA übermittelt. Dabei bestätigte Ono die Echtheit der Objekte.

Nach Angaben der ermittelnden Staatsanwältin Susann Wettley wurden die persönlichen Gegenstände Lennons dessen Witwe im Jahr 2006 in New York gestohlen. Sie sollen sich in den Folgejahren in der Türkei befunden haben, ehe sie offenbar 2013 oder 2014 nach Berlin gelangten. Eine Verbindung zur organisierten Kriminalität weist der Fall laut Wettley nicht auf.

Der Mord an Lennon vor knapp 37 Jahren ereignete sich vor seinem Haus am New Yorker Central Park. Täter war ein geistig verwirrten Mann. Lennon wäre im vergangenen Oktober 77 Jahre alt geworden.