Beobachtungen mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile und anderen Observatorien weltweit zeigten, dass der Asteroid "Oumuamua" vor seinem zufälligen Besuch in unserem Sonnensystem Millionen von Jahren durch den Weltraum gereist ist, so die ESO.

Die Forscher berichteten über ihre Beobachtungen in der Fachzeitschrift "Nature". Bei "Oumuamua" scheint es sich demnach um ein dunkelrotes, langgezogenes metallisches oder felsiges Objekt zu handeln. Entdeckt wurde der Asteroid aus den Tiefen des Weltalls am 19. Oktober - als schwacher Lichtpunkt, der sich über den Himmel bewegte.

Zunächst sah das Objekt laut ESO aus wie ein typischer kleiner Asteroid, der sich mit hoher Geschwindigkeit bewegte. Genaue Berechnungen seiner Bahn enthüllten jedoch ohne jeden Zweifel, dass dieser Himmelskörper nicht wie alle anderen zuvor beobachteten Asteroiden oder Kometen aus unserem Sonnensystems stammte.

"Oumuamua" kam vielmehr aus dem interstellaren Raum. Die Forscher fanden heraus, dass der Himmelskörper bereits im September den sonnennächsten Punkt seiner Bahn erreicht hatte und sich bereits wieder von unserem Zentralgestirn weg bewegte.

"Wir mussten schnell handeln", erklärte Olivier Hainaut von der ESO im bayerischen Garching. "Oumuamua war schon am sonnennächsten Punkt vorbei und bereits wieder auf dem Weg zurück in den interstellaren Raum."

Die anschließenden Beobachtungen ergaben, dass "Oumuamua" sehr langgezogen ist und sich alle 7,3 Stunden um seine eigene Achse dreht. Zudem weist der Himmelskörper eine dunkelrote Farbe auf. Die Wissenschafter gehen davon aus, dass "Oumuamua" ein kompaktes Objekt ist - möglicherweise aus Gestein oder mit einem hohen Metallanteil.

Seine Länge dürfte mindestens 400 Meter betragen. Vorläufige Bahnberechnungen legen nahe, dass das Objekt ungefähr aus der Richtung stammt, in der sich heute der helle Stern Wega im Sternbild Leier befindet.

Astronomen schätzen, dass etwa einmal pro Jahr ein interstellarer Asteroid wie "Oumuamua" durch unser inneres Sonnensystem hindurchfliegt. Da solche Objekte aber sehr lichtschwach sind, konnten sie bisher nicht beobachtet werden. Erst seit kurzem sind laut ESO irdische Durchmusterungsteleskope leistungsfähig genug, um überhaupt eine Chance auf die Entdeckung solcher Himmelskörper zu bieten.

"Wir beobachten dieses einzigartige Objekt weiterhin", sagte Hainaut. Ziel sei, "genauer bestimmen zu können, woher es kam und wohin es auf seiner Reise durch die Galaxis als nächstes fliegt". "Und jetzt, da wir den ersten interstellaren Gesteinsbrocken gefunden haben, bereiten wir uns auf die nächsten vor", fügte der Wissenschafter hinzu.