Die Familie der vor genau zehn Jahren ermordeten britischen Austauschstudentin Meredith Kercher fordern weitere Ermittlungen um den Fall. Kerchers Schwester Stephanie erklärte sich über das italienische Justizsystem enttäuscht, das sich öfters widersprochen und keine weiteren Ermittlungen geführt habe.

Die US-Amerikanerin Amanda Knox und ihr damaliger Freund Raffaele Sollecito waren beschuldigt worden, die 21-jährige Kercher, deren Leiche am 1. November 2007 halb nackt in ihrem Schlafzimmer in Perugia entdeckt worden war, getötet zu haben. Der Fall hatte weltweit Aufsehen erregt. Sollecito und Knox wurden 2009 zu langen Haftstrafen verurteilt, dann aber 2011 freigesprochen. Knox kehrte in die USA zurück. Der Fall ging durch weitere Instanzen, beide wurden erneut verurteilt, das oberste Gericht Italiens sprach sie aber im März 2015 endgültig frei.

Raffaele Sollecito, Meredith Kercher und Amanda Knox
Raffaele Sollecito, Meredith Kercher und Amanda Knox © AP

Drogendealer kam in Haft

Als einziger Beschuldigter in der Causa ist ein Mann von der Elfenbeinküste in Haft, der in einem separaten Verfahren nach einem Teilgeständnis rechtskräftig verurteilt wurde. Der Drogendealer Rudy Guede, dessen DNA am Tatort gefunden wurde, muss 16 Jahre absitzen. Den Ermittlern zufolge wiesen die Stichverletzungen stark darauf hin, dass es mehr als einen Täter gab.

"Wenn Guede nicht allein gehandelt hat, warum wird nicht weiter ermittelt?", fragte Stephanie Kercher in einem Brief an den italienischen Rechtsanwalt der Familie, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Kercher dankte im Brief den Italienern für ihre Unterstützung "Meredith betrachtete Italien als ihre Heimat", so Kercher. Die Familie Kercher gedachte Meredith am Mittwoch im Rahmen einer privaten Zeremonie in dem Friedhof am Rande Londons, wo die Studentin begraben ist.

Seit dem Tod Meredith sei das Leben ihrer Familie zerstört, so Stephanie Kercher. "Wie jene begreifen können, die einen lieben Menschen auf eine derart brutale Wiese verloren haben, werden Schmerz und Ohnmachtgefühl trotz der Zeit nie geringer", so Kercher.

Auch der freigesprochene Sollecito gedachte des Todes Meredith Kerchers. "Ich stand eine Woche vor der Abschlussprüfung an der Universität, ich wollte in Irland weiter studieren. Nach einigen Tagen wurde ich eines Mordes beschuldigt, von dem ich nie hätte träumen können", so Sollecito.