Nach der Ermordung der maltesischen Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia haben in dem EU-Land erneut tausende Menschen für Gerechtigkeit demonstriert. Die Menschen versammelten sich am Sonntag in Sliema, einem Küstenort in der Nähe der Hauptstadt Valletta.

Sie zogen über die Strandpromenade und riefen "Schande, Schande" und "Gerechtigkeit, Gerechtigkeit". Auf Vorschlag des Sohnes von Caruana Galizia trugen die Demonstranten Lorbeerzweige als Symbol der Stärke und des Mutes.

Polizei und Justiz unter Druck

Einige Demonstranten pfiffen mit Trillerpfeifen, andere hatten sich rotes Klebeband auf den Mund geklebt. Sie hielten Transparente mit Aufschriften wie "Man wird uns nicht zum Schweigen bringen" und "Unser Land verdient Besseres" hoch. Die Demonstranten forderten den Rücktritt des maltesischen Polizeichefs und des Justizministers und deren Ersetzung durch Persönlichkeiten, die von mindestens zwei Dritteln der Parlamentsabgeordneten unterstützt werden.

Bereits vor einer Woche hatte es eine Großdemonstration wegen Caruana Galizias Tod gegeben. Die 53-jährige Journalistin Caruana Galizia war am 16. Oktober durch eine unter ihrem Auto befestigte Bombe getötet worden. Sie hatte mehrere Korruptionsaffären in Malta aufgedeckt und auch über Vorwürfe in den "Panama Papers" recherchiert, die sich unter anderem gegen Maltas sozialdemokratischen Regierungschef Joseph Muscat und dessen Frau richteten.

Wenig Vertrauen

In dem mit 430.000 Einwohnern kleinsten EU-Land Malta ist das Vertrauen in den Rechtsstaat nicht sehr groß. Die Söhne von Caruana Galizia warfen Muscat nach dem gewaltsamen Tod ihrer Mutter vor, das Mittelmeerland in eine "Mafiainsel" mit einer Kultur der Straflosigkeit verwandelt zu haben. Sie forderten den Regierungschef zum Rücktritt auf.

Muscat bat die US-Bundespolizei FBI sowie Interpol und niederländische Experten, sich an der Aufklärung des Bombenanschlags auf die Journalistin zu beteiligen. Caruana Galizia soll am 3. November beerdigt werden.