In Entwicklungsländern können schätzungsweise 214 Millionen Frauen nicht verhüten, obwohl sie das gern möchten. Jedes Jahr werden in diesen Ländern 89 Millionen Frauen ungewollt schwanger. Das geht aus dem am Dienstag von der Gesellschaft für Familienplanung und der parlamentarischen Gruppe für sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte in Wien präsentierten Weltbevölkerungsbericht hervor.

Der diesjährige Bericht des UNO-Bevölkerungsfonds (UNFPA) mit dem Titel "Gespaltene Welt - Reproduktive Gesundheit und Rechte in Zeiten der Ungleichheit" konstatiert eine weltweit immer weiter aufgehende Schere zwischen Reich und Arm. Das Phänomen der Ungleichheiten ist komplex. Es äußert sich nicht allein in ökonomischer Armut, sondern auch in Unterschieden zwischen Geschlechtern, Hautfarben und Ethnien sowie zwischen Stadt- und Landbevölkerung. "Zwei entscheidende Dimensionen der Ungleichheit sind die mangelnde Geschlechtergerechtigkeit und die Ungleichheit bei der Verwirklichung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte. Insbesondere Letztere werden noch immer zu wenig beachtet", heißt es in dem Bericht.

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Eine junge Frau in einem Entwicklungsland, die abseits einer Stadt und den dort gebotenen Bildungsmöglichkeiten lebt, bekommt statistisch gesehen doppelt so viele Kinder wie eine Frau in einem urbanen Gebiet. Das erste Baby wird eine solche Mutter vielleicht schon zu einem Zeitpunkt bekommen, wenn sie selbst noch ein Kind ist. Von den jährlich 7,3 Millionen Babys in Entwicklungsländern von Müttern unter 18 Jahren werden 1,1 Millionen von Mädchen unter 15 Jahren zur Welt gebracht.

Katastrophe für Frauen

In solchen Ländern gehören Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt zu den häufigsten Todesursachen bei Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren. "Was mir in dem Bericht abgeht, sind die vielen beschnittenen Frauen", merkte Barbara Maier, die Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung und Vorständin der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Wilheminenspital an. Die 89 Millionen ungewollten Schwangerschaften pro Jahr - das entspricht einer Rate von 43 Prozent - bezeichnete sie als Katastrophe für die betroffenen Frauen.

Die Folgen vieler Schwangerschaften sind neben höheren Gesundheitsrisiken dauerhafte wirtschaftliche Nachteile für die Frauen und ihre Kinder. "60 Prozent der Bevölkerung in den sogenannten Entwicklungsländern sind unter 25 Jahre alt. Können sich diese darauf verlassen, dass ihre Kinder Ausbildung und gute Gesundheitsversorgung genießen, werden sie es vorziehen, wenige Kinder zu bekommen, die gleichzeitig bessere Chancen auf ein gesundes und gutes Leben haben", erklärte Petra Bayr, SP-Bereichssprecherin für globale Entwicklung und Mitglied der parlamentarischen Gruppe für sexuelle und reproduktive Gesundheit. Sie fordert einen Beitrag Österreichs über die Entwicklungszusammenarbeit in den Schwerpunktländern und bemängelte, dass Österreich schon vor mehreren Jahren die Basisförderung für den Bevölkerungsfonds - nach ihren Angaben ungefähr eine Million Euro pro Jahr - gestrichen habe.