Anis Hannachi, der am Samstag in Italien festgenommene Bruder des Messerangreifers von Marseille, hatte sich IS-Kämpfern in Syrien angeschlossen. Das berichtete Claudio Galzerano, Direktor der internationalen Anti-Terror-Abteilung des italienischen Innenministeriums bei einer Pressekonferenz am Montag in Rom.
Der in Ferrara festgenommene Tunesier soll in kurzer Zeit an Frankreich ausgeliefert werden. Der 25-Jährige, der die Zusammenarbeit mit der Polizei verweigert, war bereits 2014 in Italien, wurde dann aber abgeschoben, weil er keine Aufenthaltsgenehmigung hatte. Noch unklar ist, wann und wie er nach Italien zurückgekehrt sei.
Es gibt den Behörden zufolge keine Hinweise, dass Hannachi Anschläge in Italien plante. Vermutet wird, dass er für die Radikalisierung seines Bruders verantwortlich ist, der in Marseille zwei Frauen bei einem Messerangriff getötet hat. Laut den italienischen Ermittlern könnte es sich im Fall Hannachi um eine "fundamentalistische Zelle auf familiärer Basis" handeln, wie es bereits bei anderen Anschlägen in Frankreich und Belgien der Fall gewesen sei.
Anis Hannachi wurde von der italienischen Polizei mit der Unterstützung tunesischer Kollegen in Ferrara festgenommen. Er befindet sich in der Strafanstalt von Bologna. Seine Kontakte zur Herkunftsfamilie in Tunesien und zu Angehörigen in anderen europäischen Ländern werden zurzeit geprüft. Der Vater der Hannachi-Brüder lebt nach Angaben der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" in der tunesischen Küstenstadt Zarzouna, nachdem er 30 Jahre lang in einem Hotel in Wien gearbeitet hat.