Der Sheriff von Las Vegas, Joseph Lombardo, gab den Namen des mutmaßlichen Schützen mit Stephen Paddock an. Dieser lebte demnach in Mesquite rund 130 Kilometer nordöstlich von Las Vegas und hatte sich ein Zimmer im 32. Stock des "Mandalay Bay" gemietet, von dem aus er auf die Besucher des Country-Festivals "Route 91 Harvest" feuerte. Bevor ein Sondereinsatzkommando der Polizei sein Zimmer stürmte, tötete sich der 64-Jährige, sagte Lombardo am Montag. In seinem Zimmer hatte er demnach rund zehn Schusswaffen bereit gelegt.

Pensionierter Buchhalter wurde zum Massenmörder

Er war ein pensionierter Buchhalter, lebte unauffällig auf einer Golfanlage in der Wüste von Nevada und hatte keinerlei Vorstrafen. Nichts an der bisher bekannten Vorgeschichte von Stephen Craig Paddock deutet auch nur ansatzweise darauf hin, was ihn zu einer der fürchterlichsten Gewalttaten der jüngeren US-Geschichte antrieb.

Mindestens 58 Menschen hat der Pensionist während eines Country-Konzerts in Las Vegas erschossen und mehr als 500 weitere verletzt. Als ein Sondereinsatzkommando kurz darauf das Hotelzimmer stürmte, von dem er aus in die Menge gefeuert hatte, war der 64-Jährige bereits tot - offensichtlich hatte er sich das Leben genommen.

Stephen Paddock, der mutmaßlicher Massenmörder
Stephen Paddock, der mutmaßlicher Massenmörder © KK

Ob der 64-Jährige möglicherweise von politischen Motiven, von Wahnvorstellungen oder einer Mischung aus beidem angetrieben war, lag zunächst völlig im Dunkeln. Seine Angehörigen zeigten sich geschockt und ratlos. "Es ist, als ob ein Asteroid gerade auf unsere Familie niedergestürzt wäre. Wir haben keine Ahnung, wie das passiert ist", sagte sein Bruder Eric Paddock in Interviews mit US-Medien.

Stephen Paddock lebte in Mesquite, einer Kleinstadt 120 Kilometer nordöstlich von Las Vegas. In dem friedlichen Städtchen wohnen hauptsächlich Pensionisten, es gibt dort mehrere Golfanlagen und Casinos.

Paddock besaß laut Medienberichten einen Pilotenschein und auch eine Jagdlizenz für den Bundesstaat Alaska, wo die Jagd auf Großwild wie Bären und Elche beliebt ist.

Sein Bruder beschrieb Paddock als Normalbürger, der nach Las Vegas zum Glücksspiel gefahren sei und gern Burritos gegessen habe. Politische oder religiöse Verbindungen seines Bruders seien ihm nicht bekannt. Auch einen militärischen Hintergrund oder eine ausgeprägte Passion für Waffen habe der Schütze von Las Vegas nicht gehabt. "Wo zum Teufel hatte er die automatischen Waffen her?" fragte sich Eric Paddock.

Eric Paddock, der Bruder des mutmaßlichen Attentäters

"Kriegsschauplatz"

Zu dem dreitägigen Festival in Las Vegas waren rund 30.000 Besucher gekommen. Sie hörten gerade ein Konzert von Jason Aldean, als gegen 22.00 Uhr (7.00 Uhr MESZ) plötzlich erste Schüsse fielen. Augenzeugen berichteten von ganzen Salven aus Automatikwaffen, von Panik und Chaos. Der Country-Star erklärte, es schmerze ihn sehr, dass so etwas Menschen passieren könne, die nur einen "Abend voller Spaß" genießen wollten.

"Wir hörten dem Konzert zu und hatten unseren Spaß, dann hörten wir etwas, das wie Böller klang", sagte Konzertbesucher Joe Pitz der Lokalzeitung "Las Vegas Sun". Dann sei Jason Aldean von der Bühne gerannt und alle in der Nähe des Casino-Hotels in Deckung gegangen.

Robert Hayes, ein Feuerwehrmann aus Los Angeles, der in der Nähe der Bühne stand, glaubte zunächst, mit der Musikanlage stimme etwas nicht. Als klar war, dass es sich um Schüsse handelte, gehörte er zu den ersten freiwilligen Helfern. Es habe gewirkt wie ein "Kriegsschauplatz", sagte er dem Sender Fox News. Auf die Frage, ob der Täter wohl Erfahrung mit Waffen habe, sagte der Feuerwehrmann, bei 30.000 Konzertbesuchern brauche es keinen guten Schützen.

Zahl der Opfer steigt weiter

Nach Angaben der Polizei wurden mehr als 500 Menschen ins Krankenhaus gebracht. Ob einige von ihnen später ihren Verletzungen erlagen, war zunächst unklar. Die Zahl der Todesopfer wurde mit mindestens 58 angegeben.

Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei Paddock um einen Einzeltäter handelte. Nach dem Blutbad hatten sie zunächst nach seiner Lebensgefährtin gefahndet. Nun erklärten sie, die Frau sei "im Ausland" ausfindig gemacht worden. "Wir haben mit ihr gesprochen und denken nicht, dass sie beteiligt war", sagte Sheriff Lombardo.

Psychische Probleme möglich

Zu den Motiven des 64-Jährigen war zunächst nichts bekannt, doch reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Tat für sich. Der Schütze sei vor einigen Monaten zum Islam konvertiert, erklärte das IS-Propagandaorgan Amaq. Aus US-Sicherheitskreisen verlautete allerdings, es gebe keine Hinweise auf Verbindungen zu internationalen militanten Gruppen. Möglicherweise habe Paddock psychische Probleme gehabt.Die Polizei hat in der Wohnung des Massenmörders zunächst nichts Verdächtiges gefunden. Eine Razzia habe keine Auffälligkeiten ergeben. In der Wohnung seien mehrere Waffen gefunden worden, sonst aber keine Hinweise auf die Vorbereitung der Bluttat.

"Akt des absolut Bösen"

Das Blutbad löste allgemeines Entsetzen aus. US-Präsident Donald Trump bekundete den Opfern und ihren Angehörigen sein "aufrichtiges Beileid". Er bezeichnete die Todesschüsse von Las Vages als "Akt des absolut Bösen". Er rief die Amerikaner in der Stunde der Trauer zur Einigkeit und zum Zusammenhalt auf. Er dankte den Rettungskräften und Polizisten für ihren schnellen Einsatz, der weitere Todesopfer verhindert habe. Er selbst werde am Mittwoch Las Vegas besuchen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Trump ordnete an, die Flaggen auf den öffentlichen Gebäuden des Bundes zum Zeichen der Trauer auf Halbmast zu setzen.

Schweigeminute vor dem Weißen Haus

Dem Außenministerium in Wien lagen zunächst keine Informationen über mögliche Opfer aus Österreich vor. "Das zuständige Generalkonsulat in Los Angeles wurde aber eingeschalten", sagte Sprecher Thomas Schnöll.