Der Bruder des mutmaßlichen Entführers eines britischen Models darf nach Italien ausgeliefert werden. Das entschied ein Richter in London am Freitag. Der in Großbritannien lebende Pole wird verdächtigt, gemeinsam mit seinem 30-jährigen Bruder und anderen für die Entführung der 20-Jährigen Britin im Juli in Mailand verantwortlich zu sein.

Die Frau hatte angegeben, unter dem Vorwand eines Fotoshootings nach Mailand gelockt worden zu sein. Dort sei sie unter Drogen gesetzt und auf brutale Weise eine Woche lang festgehalten worden. Ihre Model-Agentur soll eine Lösegeldforderung in Höhe von 300.000 Euro erhalten haben, andernfalls werde sie als Sexsklavin im Darknet, einem verborgenen Teil des Internets, an den Höchstbietenden verkauft.

Auch mehrere britische Medien erhielten E-Mails mit Informationen zu der angeblich bevorstehenden Auktion. Wenige Tage später meldete sich die Frau gemeinsam mit ihrem angeblichen Entführer beim britischen Konsulat in Mailand. Die italienische Polizei nahm den Mann fest und beantragte die Auslieferung seines Bruders.

Der Anwalt des 36 Jahre alten Mannes hatte vor Gericht in London Zweifel an der Darstellung des Tathergangs geäußert. Ihm zufolge könnte es sich um eine fingierte Entführung handeln, um das Model in die Schlagzeilen zu bringen. Er kündigte an, sein Mandat werde in Berufung gehen.