Wegen schwerer Mängel beim Brandschutz evakuiert die Stadt Dortmund einen Hochhauskomplex mit knapp 800 Bewohnern. Die Menschen mussten am Donnerstagabend ihre Wohnungen verlassen. Die Sicherheitsmaßnahme diene dem Schutz der Mieter und sei unumgänglich, teilte die Stadt mit.
Bei einem Brand in dem riesigen Komplex könne sich Rauch gefährlich schnell ausbreiten. Außerdem fehlten Rettungswege. In dem riesigen Wohnkomplex im Stadtteil Dorstfeld wohnen viele sozialschwache Familien.
Viele Bewohner verließen das Gebäude schon am Nachmittag, als sich die Nachricht von der Evakuierung herumsprach. Zeitweise standen mehr als 100 Menschen draußen rund um das Haus und warteten auf Unterstützung. Viele hatten die nötigsten Habseligkeiten in Rucksäcken und Taschen gepackt.
Notquartier in Halle
Die Stadt richtete ein Notquartier mit rund 500 Betten in der Helmut-Körnig-Halle ein. Für Familien gebe es einen eigenen Bereich. Mehrere hundert Helfer seien im Einsatz. In den nächsten Tagen sollen dann für alle Bewohner "bedarfsgerechte Unterbringungen" gefunden werden, teilte die Stadtverwaltung mit.
"Wie lange das Gebäude evakuiert bleiben muss, kann derzeit nicht sicher beantwortet werden", sagte der Leiter des Krisenstabes, Ludger Wilde. Bevor die Bewohner zurückkehren könnten, sei ein erheblicher Umbau notwendig. Das werde wohl einige Monate dauern. Nach den letzten Baumaßnahmen des Eigentümers habe der Komplex seine Brandschutzgenehmigung verloren.
So gebe es keine ausreichende Trennung zwischen dem Parkdeck im Untergeschoß und den Wohnungen. Durch Schächte mit direkter Verbindung nach oben könne sich tödlicher Rauch bei einem Brand schnell ausbreiten. Auch gebe es keine ausreichenden Rettungswege. "Unmittelbares Handeln ist erforderlich", betonte Wilde.
Kritik an Räumung
Die Eigentümerin des am Donnerstag evakuierten Dortmunder Hochhaus-Komplexes hat die von den Behörden verfügte Räumung als nicht rechtens und unangemessen kritisiert.
"Erstmals heute haben wir von den detaillierten Brandschutzbedenken und baurechtlichen Themen Kenntnis erhalten und keinerlei Zeit für eine Reaktion in der Sache gehabt", kritisierte Intown-Chef Sascha Hettrich als Vertreter der Eigentümerin in einer schriftlichen Stellungnahme am Donnerstagabend.
Die von der Stadt genannten Mängel hätte auch mit anderen Maßnahmen wie nur der Räumung der Tiefgarage, Brandwachen und einer sofortigen Prüfung der Entrauchungsanlage vermieden werden können. Das Unternehmen kündigte an, weitere Brandsachverständige hinzuziehen. "Ziel unsererseits ist die zügige Mängelbehebung und der Wiederbezug der Wohnungen durch die Mieter."