Zwei Tage nach dem verheerenden Erdbeben mit bisher weit mehr als 200 Toten ist in Mexiko weiter fieberhaft nach Überlebenden gesucht worden: Mit wachsender Sorge verfolgte das lateinamerikanische Land dabei vor allem die Bergungsarbeiten in den Trümmern einer Schule im Süden der Hauptstadt Mexiko-Stadt, wo immer noch zahlreiche Menschen vermisst wurden.

Bisher konnten elf Kinder lebend aus dem Schutt der Enrique-Rebsamen-Schule gerettet werden. Mindestens 21 Kinder und fünf Erwachsene kamen jedoch ums Leben. Donnerstagfrüh versuchten die Helfer weiter verzweifelt, mehrere lebend in den Trümmern vermutete Kinder zu erreichen. Ein Wärmedetektor hatte zuvor an mehreren Stellen angeschlagen. Ein Retter berichtete, er habe fünf Kinder lebend gesehen. Sie seien jedoch unter Metallstreben gefangen, die nun vorsichtig durchtrennt werden müssten.

Ihr Schicksal bewegt das Land

"Wir wissen, dass da drinnen ein Kind am Leben ist, wir wissen aber nicht, wie wir es erreichen können, ohne einen Einsturz zu riskieren oder Retter in Gefahr zu bringen", sagte Einsatzleiter Jose Luis Vergara dem Sender Televisa über eine eingeschlossene Schülerin, deren Schicksal das Land bewegte. Die Rettungskräfte hätten kurz mit dem Mädchen sprechen können - es sei "sehr müde".

Zahlreiche freiwillige Helfer schlossen sich den Rettungskräften an. Einem zivilen Helfer gelang es, das Mädchen mit Wasser und Sauerstoff zu versorgen, indem er sich mutig durch einen schmalen Hohlraum in den Trümmer zwängte.

Gemeinsame Suche nach Verschütteten

Überall in den betroffenen Städten und Gemeinden, auch außerhalb der Metropolregion, bildeten sich Menschenketten, um die Schuttteile weiterzureichen und so die Trümmer wegzuschaffen. Mit erhobenen Händen wurde um Stille gebeten, um mögliche Klopfgeräusche zu hören.

Vor den Ruinen eines eingestürzten Gebäudes in Mexiko-Stadt stand eine Frau mit einem Megafon und rief immer wieder aufmunternde Botschaften für ihren dort verschütteten Bruder. "Die Kraft, die Entschlossenheit und die Solidarität der Mexikaner gegenüber diesem Desaster werden uns gestärkt daraus hervorgehen lassen", lobte Staatspräsident Enrique Pena Nieto das gemeinsame Anpacken.

Papst spendet für Bebenhilfe

Papst Franziskus stellt nach dem schweren Erdbeben in Mexiko 150.000 Dollar für kirchliche Hilfsmaßnahmen zur Verfügung. Die umgerechnet rund 126.000 Euro sollen unter den besonders betroffenen Diözesen aufgeteilt werden, teilte das vatikanische Entwicklungsministerium laut Kathpress am Donnerstag mit.

Noch Überlebende?

Nach Angaben von Rettungskräften können Menschen bis zu drei Tage nach so einer Katastrophe lebend geborgen werden. "Das ist abhängig von der Witterung und von der Trümmerstruktur, von den Hohlräumen, in denen sich die noch Lebenden befinden", sagte Daniela Lesmann, Leiterin der Rettungsorganisation I.S.A.R., der Deutschen Presse-Agentur. "Ohne zu essen kann man einige Tage überleben. Ohne Wasser wird es nach 72 Stunden, je nach Witterung, sehr schwierig."

Für 14 Millionen Schüler fällt vorerst der Unterricht aus, um die Schulgebäude auf mögliche Schäden zu untersuchen. Die Katastrophe hatte sich genau am Jahrestag des verheerenden Erdbebens vom 19. September 1985 ereignet. Damals starben nach Schätzungen knapp 10.000 Menschen. Das aktuelle Beben hatte eine Stärke von 7,1, das Zentrum lag rund 130 Kilometer südöstlich von Mexiko-Stadt bei Axochiapan.

Bei Taufe von Trümmern erschlagen

Neben der Hauptstadt waren besonders die Bundesstaaten Morelos und Puebla betroffen. Im Bundesstaat Puebla stürzte in Atzala eine Kirche aus dem 17. Jahrhundert ein. Wie lokale Medien berichteten, begann um 13.00 Uhr eine Taufe, als um 13.14 Uhr die Erde zu beben begann und das Kirchendach einstürzte. Auch das Mädchen, das getauft werden sollte, wurde erschlagen von den Dachtrümmern, der Priester und ein Messdiener konnten noch flüchten. Elf Menschen wurden hier getötet.

Aus zahlreichen Ländern wurden Helfer geschickt. Mexiko ist eines der erdbebengefährdetsten Länder der Welt. Viele der nun in der Hauptstadt beschädigten oder eingestürzten Gebäude wurden vor dem Erdbeben 1985 gebaut und entsprachen nicht den später eingeführten strengeren Baunormen. Mexiko liegt am Pazifischen Feuerring, eine Zone entlang der Küsten des Pazifischen Ozeans. Hier treffen verschiedene Platten der Erdkruste aufeinander. Es kommt immer wieder zu starken tektonischen Verschiebungen und Verwerfungen.