Die britischen Sicherheitskräften haben im Zusammenhang mit dem Anschlag in der Londoner U-Bahn vom Freitag in Südenland ein Gebäude durchsucht. Aus Sicherheitsgründen seien umliegende Häuser evakuiert worden, teilte die Polizei am Samstag mit.
Die Aktion in Sunbury in der Grafschaft Surrey hänge mit dem Anschlag auf die Londoner U-Bahn am Freitag sowie der Festnahme eines Verdächtigen am Samstagmorgen zusammen. Surrey grenzt im Südwesten an den Großraum London.
Eine "bedeutende Festnahme" sei am Samstag in der Früh im Hafenviertel der südenglischen Stadt Dover erfolgt, teilte die Polizei mit. Dover liegt am Ärmelkanal, von dort starten Fähren und Züge nach Frankreich.
Der 18-Jährige sei in einer örtlichen Polizeiwache und werde "zu gegebener Zeit" in eine Polizeiwache im Süden Londons verlegt, hieß es weiter. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte die Polizei vorerst keine weiteren Angaben zu dem Verdächtigen machen.
"Auch wenn wir über den erzielten Erfolg erfreut sind, dauert diese Ermittlung an und der Bedrohungsgrad bleibt bei 'kritisch'", erklärten die Ermittler und deuteten weitere Einsätze gegen Verdächtige an. Die Festnahme von Samstag früh werde "zu mehr Aktivitäten unserer Beamten führen".
Nach dem Anschlag hatte die britische Regierung die Terrorwarnstufe von "ernst" auf "kritisch" erhöht. Die höchste Terrorwarnstufe bedeutet, dass nach Einschätzung der Behörden ein weiteres Attentat unmittelbar bevorstehen könnte. In ganz Großbritannien waren am Samstag tausend zusätzliche Sicherheitskräfte im Einsatz.
In einem U-Bahn-Waggon an der Station Parsons Green im Westen Londons war am Freitag im morgendlichen Berufsverkehr ein selbst gebauter Sprengsatz detoniert. Augenzeugen berichteten von einem großen "Feuerball".
Nach neuen Angaben vom Samstagmorgen mussten 30 Anschlagsopfer im Krankenhaus behandelt werden. Die meisten Opfer erlitten nach Polizeiangaben Verbrennungen, andere wurden in der allgemeinen Panik niedergetrampelt. Keiner der Verletzten schwebte in Lebensgefahr, am Samstag befanden sich nur noch drei der Betroffenen im Krankenhaus.
IS reklamierte Anschlag für sich
Die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte den Anschlag für sich. Chefermittler Mark Rowley hob jedoch hervor, die Fahndung nach dem Täter und möglichen Komplizen werde ergebnisoffen geführt.
In Großbritannien haben Islamisten seit März bereits vier Anschläge verübt, bei denen insgesamt 35 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt wurden. Drei Anschläge ereigneten sich in London, der vierte und schwerste in Manchester.