Zuerst dachte Joe Farman, seine Instrumente seien defekt. Doch egal was der britische Forscher unternahm, die Messergebnisse blieben immer die selben. Es war Mitte der 1980er-Jahre, als es Farman und seinen Kollegen auf der britischen Forschungsstation Halley Bay in der Antarktis schließlich dämmerte: Was sie anfangs selbst nicht glauben konnten, war in Wahrheit eine der größten Umweltentdeckungen des Jahrhunderts. Die Wissenschaftler waren einer heraufdämmernden Katastrophe auf die Spur gekommen: Sie waren auf das Ozonloch gestoßen.
Die Messungen hatten gezeigt, dass sich in der Ozonschicht über der Antarktis jedes Jahr kurz nach Ende der Polarnacht ein gigantisches Loch auftat, das sich erst nach mehreren Wochen wieder zu schließen begann. Und von Jahr zu Jahr wurde das Ausmaß des Lochs größer. Kein Forscher hatte mit so einer Entwicklung gerechnet. Zwar hatte man bereits geahnt, dass die seit den 1960er-Jahren weltweit massiv als Treib- und Kühlmittel eingesetzten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) an der Ozonschicht des Planeten nagten. Doch bislang waren alle Fachleute davon ausgegangen, dass sich das Phänomen global gleichmäßig auswirkt.
Paradoxerweise trat das Ozonloch just am abgelegensten Ort der Welt auf, dort, wo gar keine FCKW freigesetzt wurden (siehe dazu Faktenbox unten). Doch anders als in anderen Problemfeldern reagierte die Weltgemeinschaft diesmal rasch. Die Uhr tickte, denn ohne schützende Ozonschicht gelangte die schwer krebserregende UV-B-Strahlung der Sonne quasi ungefiltert auf die Erde. Obwohl weite Teile der Industrie betonten, ohne FCKW keinesfalls auskommen zu können, einigten sich binnen zwei Jahren am 16. September 1987 alle Staaten der Welt darauf, den FCKW-Ausstoß zunächst einzuschränken und danach zu verbieten. Das Vertragswerk erhielt den Namen Montreal-Protokoll und machte aus der beinahe größten Umweltkatastrophe den größten Umwelterfolg der Geschichte. Nach UN-Schätzung hat die rasche Reaktion bis 2030 jährlich zwei Millionen Menschen vor Hautkrebs bewahrt.
Doch die Ozonschicht sollte sich zunächst noch lange nicht erholen. FCKW sind langlebige Gase, verbleiben für Jahrzehnte in der Atmosphäre. 13 Jahre nach Verabschiedung des Montreal-Protokolls zeigten Messungen eine Rekordausdehnung des Ozonlochs auf 27 Millionen Quadratkilometer. Das entspricht der eineinhalbfachen Fläche Lateinamerikas. 2006 gab es einen erneuten Größenschub, der später auf einen Vulkanausbruch in Chile zurückgeführt wurde.
Erst im Vorjahr gelang es einem Forscherteam rund um die Amerikanerin Susan Solomon nachzuweisen, dass sich die Ozonschicht über die Jahre tatsächlich zu erholen beginnt. Der Verzicht auf FCKW zeigt Wirkung. Bis alle Chemikalien aus der Atmosphäre verschwunden sind, werden aber noch Jahrzehnte vergehen. Ganz verschwinden dürfte das Ozonloch, so schätzen Forscher, erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts.